Herzlich willkommen in der Vorpubertät!

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Ja, es wird wahrlich nicht einfacher wenn die Kinderlein grösser werden.
Sie können zwar selber aufs Klo, selber ihre Jacken zumachen, sie schmeissen ihre Teller nicht mehr einfach so auf den Boden, sie brüllen auch nicht mehr vor dem Spielzeugregal im Supermarkt und man kann sie getrost auch mal ein paar Stündchen alleine lassen, auch am Abend.

Aber mit den Erleichterungen kommen auch die Herausforderungen oder sagen wir es so:

Die noch GRÖSSEREN Herausforderungen

Zaubern und ablenken, Geschichten erfinden, mit einer lustigen Stimme sprechen oder auch einfach mal sagen: «Du machst das jetzt, weil ich das SO will!» funktioniert bei den grösseren Kids nicht mehr so gut.
Ok seien wir ehrlich:

Es funktioniert meistens überhaupt gar nicht mehr.

Von einem Tag auf den anderen werden die Augen verdreht und herum gebrüllt. Alle sind «fies und gemein» und Ahnung haben wir Eltern ja dann eh von «überhaupt gar nix mehr».
Die Kinder wollen auswandern oder am liebsten grad neue Eltern, sie sind bockig und genervt. Und wir Eltern sind es dann natürlich auch.

Und ganz hoffnungsvoll denkt man dann:
«Ach, das wird wohl nicht so heftig werden, sie ist ja erst 8, ist halt eine Phase, mich kann eh nichts mehr erschüttern…»

Und dann werden die Abstände zwischen den Motz-Anfällen immer kleiner, die Lautstärke immer höher, der Eltern-Peinlichkeitsfaktor immer grösser.

Und so langsam, langsam ahnt man die Dimension, die da auf einen zurollt.

«Bitte anschnallen! Das wird eine wilde Fahrt durch die Pubertät!»

Der Alltag wird plötzlich sehr, sehr anstrengend und nicht selten denkt man sich:
«Oh, wie war das doch schön und herrlich, also sie noch 3 oder 4 Jahre alt waren. Da war das alles irgendwie noch einfacher und ich war weniger genervt.»
Alle schlaflosen Nächte und Trotzanfälle sind plötzlich gaaanz weit weg und man wünscht sich diese wuuuunderbare Zeit zurück.

Auch wenn man das ganz am Anfang vielleicht nicht so richtig wahrhaben will, aber:
Wir Eltern sind nicht immer ganz «unschuldig», dass der Alltags mit den (Fast)- Teenies oft so anstrengend ist…
Wieso ich da so sicher bin, ich sag’s euch:

Wenn die Kinder noch klein sind

Dann brauchen sie unsere vollste Aufmerksamkeit, unsere Hilfe und unsere Nähe. Wir müssen sie trösten, ihnen helfen, sie beobachten, schauen dass sie nicht irgendwo herunter fallen, sich nicht verletzen, nicht mit Steinen schmeissen, nicht die Wohnung abfackeln, nicht den Puppen die Haare abschneiden, nicht das Badezimmer mit Zinksalbe einschmieren und nicht dem Nachbars-Bub den Traktor auf den Kopf hauen.
Wir müssen sie anleiten, ihnen beistehen, alles zeigen, sie begleiten und nah an ihnen dran sein.
Ja, sie brauchen viel Hilfe und Nähe.

Aber auch hier vergessen wir manchmal, dass sie viele Dinge ja eigentlich schon gut alleine könnten, dass wir nicht immer ALLES für sie erledigen müssen.
Manchmal braucht es nur eine kleine Hilfestellung, einen Tipp und dann können sie es alleine.

Und wenn sie grösser werden?

Dann müssen wir logischerweise auch immer noch für sie da sein, aber wir müssen uns auch immer ein bisschen mehr zurück ziehen. Die Hilfe zwar anbieten, aber sie dann auch einfach mal machen lassen.
Oftmals sind wir an unseren Kindern (vor allem an den älteren) einfach viel zu nah dran. Und wenn ich “älter” schreibe, dann meine ich so ab 7 Jahren…

Wenn sie noch kleiner sind, stört es sie noch etwas weniger, wenn sie grösser werden, dann nervt das einfach nur.
Wir kommentieren, predigen, schimpfen, erklären, moralisieren oft viel zu viel.
Geben wir Anweisungen, dann wiederholen wir sie nach 0,3 Sekunden auch gleich noch einmal und noch einmal und noch einmal. Voll nervig.
«Jaa-aaa, ich wee-eeeiss, das hast du jetzt schon 3 Mal gesagt, ich bin ja nicht blöd, kein Baby mehr», sind dann noch die nettesten Antworten die wir von unseren Halbwüchsigen bekommen.
Wir tun das den ganzen Tag, meistens dann, wenn gewisse Dinge schlecht oder auch gar nicht klappen.
Oft tun wir das aber eigentlich ständig, sozusagen prophylaktisch – eine nervige Eltern-Angewohnheit. :-)

Abmachungen besprechen und aufschreiben

Wenn Hausarbeiten nicht erledigt oder Anweisungen nicht befolgt werden, dann hilft es wenig bis nix, wenn wir immer nur schimpfen, ihnen drohen und die Kinder ständig daran erinnern, dass es nicht geklappt hat.
Zusammen sitzen, sagen was einem stört und dann mit Fragen und Gegenfragen eine mögliche Lösung für das Problem finden.

«Was könntest du tun, damit du das nicht immer vergisst?»
«Wie kann ich dir helfen, damit du dich daran erinnerst?»
«Was braucht es, damit wir hier friedlich miteinander umgehen können?»
«Was kannst du tun, wenn du dich ärgerst?»
«Was wäre denn eine Möglichkeit?»

Die Abmachungen dann positiv formulieren und aufschreiben und von allen Beteiligten unterschreiben lassen.

Verantwortung abgeben

Sind Abmachungen einmal gemacht, dann muss man auch ein bisschen Vertrauen haben und die Kids ermutigen und bestärken, dass sie diese Abmachungen einhalten können.
Sitzt nicht ständig wie ein Schatten hinter ihnen, kontrolliert und meckert gleich wieder herum.
Das gilt besonders bei den Hausaufgaben. Bietet Hilfe an, heckt zusammen eine Strategie aus, wie, wann und wo diese Aufgaben am besten erledigt werden und was das Kind dazu braucht und dann lasst es einfach auch mal in Ruhe.
Es ist zwar blöd, wenn das «Znüni» (Pausenbrot) schon wieder auf der Treppe liegen bleibt, die Hausaufgaben unvollständig oder gar nicht erledigt wurden, aber ab einem gewissen Alter liegt das in der Verantwortung der Kids.

Nicht immer alles so persönlich nehmen

DAS ist schwierig.
Wer bleibt schon gelassen, wenn da böse Schimpfwörter oder gar Beleidigungen aus dem Nichts, wie Pfeile geflogen kommen?
Wenn man gerade noch ganz nett zusammen diskutiert hat und das Kind sich von einer Sekunde auf die andere in ein kreischendes Monster verwandelt?
Wenn man «immer» Schuld ist, wenn die T-Shirts verschwunden sind, oder es am morgen wieder knapp wird?
Auch wenn’s schwer fällt:
Nehmt es nicht zu persönlich. Das Hirn muss sich neu booten, die Gefühle ebenso und das geht leider nicht ohne Geräusche.
Natürlich muss man sich nicht einfach alles gefallen lassen. Aber in hochkonzentrierten, explosiven Problemsituationen hilft es oft mehr, eine Diskussion auf später zu vertagen – wenn sich alle wieder etwas beruhigt haben.

Einen Schritt zurück stehen

Auch DAS ist ganz schwierig.
Weil wir Eltern meinen es ja immer ganz besonders gut. Wir wissen auch immer, WIE es funktionieren wird und wie überhaupt nicht.
Aber gerade wenn Kinder älter werden, müssen sie immer wieder selber Erfahrungen machen und daraus lernen können.
Schaffen sie es auch nach mehreren Versuchen nicht, dann können wir wieder vermitteln, Fragen und Gegenfragen stellen, mit ihnen nach Lösungen suchen oder allenfalls auch mal einen Tipp geben.

Weniger ist mehr.

Wir müssen nicht alles was unsere Kids tun, kommentieren, bewerten, verbieten und daran herum nörgeln.

Es gibt viele Dinge, die wir vielleicht doof finden, die wir anders machen würden. So lange sie aber nicht lebensbedrohlich sind, Leib, Leben oder die Familie gefährden, müssen wir nicht immer und augenblicklich unseren Senf dazu geben.

Da sein, beobachten, Hilfe anbieten, bestärken- und eben auch mal auf den Mund sitzen.
Oder um es in den Worten der Teenies zu sagen:

«Hey! Chillt mal ein bisschen eure Base…» ;-)

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