«Nur eine Sekunde nicht aufgepasst…»

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Es war kurz nach 11 Uhr.
Der Schwimmkurs war zu Ende, die Kids tobten noch etwas im Schwimmbecken herum.
Auf dem Wasser lagen zwei runde Moosgummi-Matten, von denen die 8 und 9 -Jährigen hinunter ins Wasser sprangen.
Die Muttis sassen in Shorts und Shirts am Rand, plauderten, schauten immer wieder zu den planschenden Kinderlein rüber. Die «Ich-glotze-überall-wo-ich-bin-in-mein-Smartphone»- Unart, gab’s damals, vor rund 10 Jahren noch nicht.
Also: Die Muttis am Rand, die Kinder im Wasser. Sie tauchen unter, hüpfen von der Matte und manchmal schubsen sie sich auch rein.
Plötzlich: Das hinunter geschubste Kind, verschwindet unter dem grünen Moosgummi.
Es kann schwimmen.
Eigentlich.

Es muss nur einen Schwimmzug machen und schon ist es nicht mehr unter der Matte.
Ausserdem kann es stehen.
Das Wasser ist nur etwa «Bauchnabel-tief».

Doch das Kind kommt nicht mehr unter der Matte hervor.
Es rudert etwas mit den Armen, aber nur ein bisschen.
Es sieht aus, als würde es spielen.
Tut es aber nicht.
Es ist kurz vor dem Ertrinken.

Endlich, die Mutter hat’s gecheckt.
Sie springt mit den Kleidern ins Becken.
Packt das Kind unter den Armen und zieht es unter der Matte hervor.
Es hustet, weint. Klammert sich an der Mutter fest.

Die Mutter war ich.
Das Kind war meines.

Es ist sooo wahnsinnig schnell passiert

Vielleicht kennt ihr das auch: Eine Sekunde nicht hingeschaut und Kinder sind einfach weg. Fast alle Eltern die ich kenne, können eine solche Horror-Story erzählen.
Manchmal sitzen die Kinderlein dann auf fremden Badetüchern, sind auf dem Klo, beim Kiosk, sitzen im Sandkasten, spielen mit fremden Kindern.
Manchmal fallen sie aber auch ins Wasser oder wenn sie schon im Wasser sind, tauchen sie einfach unter und nicht mehr auf.

Sie machen keine wilden Handbewegungen, sie schreien nicht laut um Hilfe, wie in den Filmen. Sie planschen nicht, rudern nicht mit den Armen.

Kinder gehen einfach unter, leise und still

Sie ertrinken nicht nur in grossen Schwimmbecken, sondern auch in Badewannen, Pfützen, Gartenteichen, oder Planschbecken von 10 cm Tiefe. Wegen ihres verhältnismässig grossen Kopfes, haben sie einen hohen Schwerpunkt.
Das heisst: Wenn sie einmal hingefallen und mit dem Gesicht ins Wasser geraten sind, dann können kleine Kinder nicht mehr selber aufstehen. Wenn zu dem Wasser in den Rachen und den Kehlkopf gelangt, verschliesst sich dieser sofort, damit kein Wasser in die Lunge kommt. Deshalb können Kinder weder atmen noch um Hilfe schreien.

Manchmal rutschen sie auch aus ihren Schwimmringen oder aus den Schwimmflügeln, vor allem wenn die Arme vorher mit Sonnencreme eingecremt wurden. Oder sie kippen einfach nach vorne oder zur Seite.

Ich wiegte mich damals in Sicherheit, weil ich das Gefühl hatte:
«Sie kann ja schwimmen. Sie hatte ja auch grad eine Schwimmlektion. Ausserdem kann sie ja dort im Wasser stehen. Ich schaue ja aufs Wasser, ich seh sie ja»

Hätte ich damals vielleicht nicht einfach nur mit den anderen Mamas geplaudert, sondern Facebook gecheckt, eine WhatsApp Nachricht geschrieben, kurz einen Text auf dem Smartphone gelesen, dann wäre die ganze Sache wohl weniger glimpflich abgelaufen.
Ich wäre kurz mit meinem Display beschäftigt gewesen, hätte nicht ständig aufs Wasser geschaut und hätte alles wohl zu spät mitbekommen.

Wenn Menschen irgendwo sitzen ist es heute ganz normal, dass sie auf ihr Handy glotzen. Im Zug, in der Bahn, im Park, an der Bushaltestelle, ganz häufig aber auch beim Überqueren der Strasse, auf dem Velo oder eben im Schwimmbad oder im Garten vor dem Kinderpool.

Ein paar Sekunden Unaufmerksamkeit – das reicht für eine Tragödie

Liebe Eltern
Passt auf eure Kinder auf.
Seid wachsam, aufmerksam.

Braucht Augen und Ohren, Beobachtet sie und wenn ihr unsicher seid, ob sie wirklich nur spielen, fragt rasch nach. Manchmal sieht es wie ein Spiel aus, ist aber tödlicher Ernst.
Lasst die Kinder nie, nie aus den Augen.
Wiegt euch nicht in falscher Sicherheit. Schwimmflügel, Schwimmsitze und Schwimmringe sind kein wirksamer Schutz vor dem Ertrinken. Auch nicht der kleine Pool im Garten, der nur knöcheltief mit Wasser gefüllt ist.
Auch das Seepferdchen-Abzeichen am Badekleid schützt nicht vor dem Ertrinken…

Geht mit Kindern nicht in die Nähe von Wasser, wenn ihr:

Gestresst oder müde seid, viele Dinge im Kopf habt, auf einen Telefonanruf wartet, eure Freundin via WhatsApp trösten mit einer netten Person flirten, oder etwas Berufliches via Email erledigen müsst.

Auch wenn’s manchmal langweilig ist ständig ins Kinderbecken zu gucken.
Tut es!
Lasst eure Smartphones in der Tasche, keine SMS Nachricht, kein Facebook-Post, keine Insta-Story ist so wichtig, dass man dafür die Kinder kurz aus dem Blickfeld lässt.

Denn sonst sind sie plötzlich verschwunden.
Für immer.

Mehr zur Prävention und Sicherheit im Wasser findet ihr bei der:

Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft
Deutschen Lebensrettungsgesellschaft
Österreichischen Lebensrettungsgesellschaft

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