«Ihr habt Kinder gewollt, also jammert hier nicht rum! »

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Ja.
Wir haben diese Kinder gewollt, die meisten von uns haben sich ganz bewusst fürs Kinder haben entschieden. Wir haben uns darauf vorbereitet, gezittert ob’s klappt, uns gefreut und die süssen Wonneproppen von der ersten Sekunde in unsere Herzen geschlossen. Gerade wenn sie noch so klein sind, dann können wir nicht genug kriegen von ihnen. Am liebsten würde man einfach seine Nase an das Kind halten und einfach nur stundenlang diesen wunderbaren Geruch einatmen. Es ist toll, zu sehen wie sie wachsen, die Welt entdecken und Dinge begreifen.

Ja.
Wir haben diese Kinder gewollt. Wir lieben sie und würden sie nicht mehr hergeben wollen.
Viele Dinge haben sich geändert. Dinge, die uns vorher wichtig waren, sind in den Hintergrund gerutscht, andere Dinge sind plötzlich wichtig geworden und immer haben wir nur eines im Blick: Das Wohl unserer Kinderlein.

Aber manchmal ist es einfach auch zu viel. Da ist man erschöpft, genervt, launisch, laut, ungeduldig, gestresst und vor allem MÜDE. Man würde am liebsten die Decke über den Kopf ziehen, einfach mal wieder in Ruhe vor dem TV essen, in einem Mauseloch verschwinden oder noch lieber: eine Woche auf einer einsamen Insel verschwinden.
OHNE KINDER.
Auch wenn man das denkt, schreibt oder sagt: Man liebt seine Kinder trotzdem über alles.
Aber:

M A N  M A G  E I N F A C H   N I C H T   M E H R !

Gerade die Mamis und Papis, die seit Wochen, Monaten oder gar Jahren nie mehr als ein paar Stunden am Stück geschlafen haben, laufen auf dem Zahnfleisch, stehen nicht selten kurz vor einem Zusammenbruch.
Manchmal hilft es, sich diesen Frust, dieses Gefühl von «Ich kann nicht mehr» einfach von der Seele zu reden, zu schreiben, ein bisschen zu jammern.
Manchmal braucht man als Eltern einfach ein etwas Bestätigung, dass es andern auch so geht, oder dass es bei andern noch “schlimmer” ist, als bei einem selber. Dass alles wieder vorbei geht und wieder gut wird.
Manchmal braucht man aber auch ein paar Tipps, wie man die Leere, den Stress, das Schlafmanko, die Trotzphasen, den Alltag wieder in den Griff bekommen kann. Und dann öffnet man kurz sein Herz, redet mit einer Nachbarin, mit der Schwiegermutter, mit der Freundin des Hausmeisters, tauscht sich in Foren aus oder schreibt ein paar Zeilen in Facebookgruppen.
Und dann kommts:
«DU hast doch Kinder gewollt! Also jammere hier nicht herum.»
«Das ist normal. Mütter schlafen halt einfach die ersten 6,5 Jahre nicht mehr. Das ist so.»
«Du brauchst keine Zeit für dich, du hast ja schliesslich deine Kinder.»
«Jetzt sei mal zufrieden.»
«Und überhaupt was soll das? Du hast dich gefälligst 24 Stunden für deine Kinder aufzuopfern. Was bist du bloss für eine Mutter? Hobbys? Brauchst du nicht, du hast ja deine Kinder. Kannst dann in 15 Jahren wieder reiten gehen. Das Kind braucht dich Tag und Nacht und den Mann, den schickst du am besten gleich aufs Sofa und holst ihn dann wieder in euer Bett, wenn der Kleine die erste Freundin hat.»

Das Motto scheint immer noch weit verbreitet zu sein:
Du bist jetzt Mutter also hast du gefälligst nur noch und ausschliesslich für deine Kinder da zu sein. Deine Hobbys und überhaupt alles, was du vorher gerne getan hast, musst du aufgeben. Unzufriedenheit gibt es nicht, du hast ein Baby also sei froh und glücklich. Nur was zum Wohl deines Kindes passiert ist, hat seine Berechtigung.”
Erstaunlicherweise scheint das nur für Frauen nicht aber für Männer zu gelten.

Mama sein ist toll und vor allem wenn die Kinder noch ganz klein sind, stellt man logischerweise ganz viele eigene Bedürfnisse in den Hintergrund. Man tut es gerne, man möchte am Anfang auch nix anderes.
Aber: Nicht nur Kinder haben ihre Bedürfnisse, sondern eben auch die Eltern. Nur wenn es Mama und Papa gut geht, können sie einigermassen ruhig, gelassen, mit Humor und Freude sich mit ihren Kindern beschäftigen.
Man darf als Eltern auch mal sagen: «Mir geht es Scheisse. Ich mag nicht mehr. Ich bin müde, erschöpft, brauche eine Pause.»
Man darf/soll/muss sich Hilfe holen und diese dann auch annehmen. Man darf/soll Tipps und Ratschläge ausprobieren, wie man zum Beispiel wieder zur Ruhe kommt. Auch wenn “Erziehungsfanatiker” die Stirn runzeln, mit den Erziehungsbücher wedeln und nervige Kommentare abgeben wie: «Also IIICH hätte das ja niemals getan. Aber DAS muss ja jeder selber wissen. Das entspricht nicht wirklich dem Bedürfnis des Kindes, also da würde ICH aufpassen.»
Man soll auf die Bedürfnisse der Kinder achten, ganz klar. Doch manchmal decken sie sich einfach nicht mit unseren und das geht dann so weit, dass wir einfach alles tun, um es unseren Kindern Recht zu machen und uns dabei selbst verlieren.

Nein.
Man muss sich nicht selbst aufgeben und darf auch mal sagen:
«Halt. DAS hier sind jetzt meine Bedürfnisse, die decken sich vielleicht jetzt nicht mit denen meiner Kinder, aber das ist mir schnurz.
ICH brauch das jetzt, für MICH, damit ich hier nicht durchdrehe, nicht im Stehen einschlafe oder grob und laut werde .»

JA. Wir haben diese Kinder gewollt und wir wollen, dass es ihnen gut geht.
Und deshalb:

Passt auf euch auf! 
Kümmert euch auch immer wieder mal um euch selber, egal was Andere dazu sagen.

♥ Danke fürs Teilen ♥

3 Kommentare

  1. Ohhjjaaa ich kennt gerade einfach nur weglaufen und bin sowas von bedient…

  2. Ich habe selber keine Kinder, obwohl ich mir das sehr gewünscht hätte.
    Ehrlich gesagt, ja, manchmal denke ich das schon auch, wenn meine
    Freunde jammern wegen der Kinder: “Ihr habt wenigstens welche”.
    Aber
    der Umgang mit diesem Problem ist doch ganz einfach: Ich höre das
    Jammern meiner Freunde mit Kindern wirklich von Herzen gerne zu – wenn
    sie ihrerseits auch Verständnis dafür zeigen, dass auch ich, Frau ohne
    Kinder, manchmal nicht mehr mag, manchmal eine Krise habe, mich manchmal
    sehr müde fühle.
    So. Und wem von den Eltern die das jetzt gelesen
    haben, geht jetzt gleich durch den Kopf “Du hast keine Ahnung…..” “Du
    kriegst -zigfach mehr Schlaf als ich….” “Du hast aber noch eine
    Karriere/Hobbies/Ausgang und verstehst nicht wie es ist, darauf zu
    verzichten…” ?
    Gib zu – das war jetzt grad dein Reflex, stimmt’s`?

    Und
    so lange Eltern und nicht-Eltern so über einander denken, wird das eben
    schwierig, einander wirklich zuzuhören und zu unterstützen. Liebe
    Eltern, wenn ihr ein offenes Ohr findet wollt zum Jammern: Bietet auch
    eurerseits eins an.
    Mit meinen wirklich guten Freunden, klappt das übrigens gut.

  3. Andrea Mordasini, Bern am

    Liebe Kathrin, herzlichen Dank für den tollen Bericht – du schreibst mir total aus dem Herzen und der Seele :)! Tatsächlich ist mir die von Dir geschilderte Situation auch schon mal widerfahren, wenn auch schon vor längerer Zeit, vor rund zwei Jahren. Beim Einkaufen während der Mittagspause als ich am Arbeiten war, traf ich unterwegs eine kinderlose Bekannte. Sie fragte mich, wies mir gehen würde. Da ich annehme, dass jemand, der mich so was fragt, auch eine ehrliche Antwort will, antwortete ich ihr ehrlich und direkt, dass es mir gut gehen täte, es mit den Kindern im Moment doch gerade recht schwierig sei, da beide gerade voll in der Trotzphase seien. Jesses, da prasselte ein Shitshorm sondergleichen über mich herein wie ein Platzregen :(. Ich solle doch nicht so tun, schliesslich hätten wir es ja so gewollt. Ich sollte dankbar sein für dieses Glück. Schliesslich sei es nicht selbstverständlich, dass man Kinder und dann noch gesunde und sogar noch ein “Pärli” haben darf und überhaupt gäbe es Frauen, die keine Kinder haben können. Läckbobi, das hat gegessen, aber bei mir war sie an die falsche gelangt damit! Ich konterte “grediuse”, dass wir sehr wohl sehr dankbar seine für unser Glück und dieses sehr zu schätzen wüssten und es mir für jede Frau leid täte, die Kinder haben möchte, aber keine bekommen kann und dass “heimatlandnomau” auch eine Mutter A) mal am Anschlag und B) dies ohne gleich angeblafft zu werden, sagen dürfe! Einer 100% arbeitstätigen Kinderlosen, die über ihren Job, den Chef und/oder die BürkokollegInnen jammert, sage schliesslich auch niemand, sie solle hätte es ja so gewollt und sie solle dankbar sein für ihren Job, es gäbe ja genügend Arbeitlose, die einen Job möchten, aber keinen bekommen! Der Bekannten wars dann auch peinlich und sie redete sich dann heraus, dass es nicht so gemeint sei etc. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass JEDER inkl. Mamis über ihr Leben, ihre momentane Situation, ihre Arbeit etc klönen darf ohne gleich als undankbar und “Jammeri” abgestempelt zu werden. Nur weil eine Frau nun Mutter ist und finanziell wenig(er) bis nichts mehr verdient, leistet sie nämlich nicht weniger als eine 100% erwerbstätige Kinderlose, im Gegenteil! Wir leisten mindestens genau so viel wie die anderen auch, einfach auf einer anderen Ebene. Schliesslich formen wir in gewisser Hinsicht, ob zusätzlich und nebenbei noch Teilzeit erwerbstätig, die nächste Generation. Dies ist eine sehr verantwortungsvolle Herausforderung, ein wahrer Knochenjob, schön, interessant, bereichernd, aber auch teilweise enorm anstrengend! Eine Aufgabe, die endlich von der Gesellschaft viel mehr Respekt, Anerkennung, Wertschätzung und Achtung verdient hat :D! Daher finde ich sehr, sehr wichtig, dass sie Mütter nicht immer alles gefallen und bieten lassen und sich gegen solche verbale “Angriffe” wehren. Denn, wenn wir dies nicht tun und bloss die Faust im Sack machen, heisst das nämlich, dass wir insgeheim die anderen mit ihrem (Fehl)-Verhalten tolerieren und akzeptieren und eben denen auch das Gefühl vermitteln, dass sie mit ihren Aussagen recht haben. Und das darf einfach nicht sein!

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