“Warum hat das Auto vier Räder?”
“Warum ist der Himmel blau?”
“Warum steht dort ein Baum?”
“Warum trägt der Mann eine Mütze?”
“Warum darf ich diese Schoggi jetzt nicht essen?
“Warum darf ich nicht gamen?”
WARUM, WARUM, WARUM?
Diese Fragerei der Knirpse kann einen manchmal ganz schön herausfordern. Und manchmal ist es auch einfach nur nervig. Wenn man 32 Fragen beantwortet hat und dann wieder und wieder und wieder eine neue Frage kommt.
Oft hat man das Gefühl, dass es den Kids gar nicht darum geht, etwas WISSEN zu wollen, sondern einfach nur FRAGEN zu stellen und damit Aufmerksamkeit zu bekommen.
Und was tun wir dann?
Die Fragerein abwürgen, beenden und manchmal auch ein bisschen schimpfen:
“Es reicht jetzt!”
“Jetzt hör mal auf mit der ewigen Fragerei!”
“Frag den Papi, der weiss das!”
“Der Opa kann solche Fragen gut beantworten”
“Echt, das nervt jetzt wirklich.”
Was tun, wenn Kinder ständig nach dem “WARUM” fragen?
1. Beobachten
In welchen Situationen stellen sie diese Fragen?
Oftmals wollen sie nämlich gar keine Antwort, sondern einfach ein bisschen Aufmerksamkeit. z.B wenn ihr grad mit dem Geschwisterchen beschäftigt, am Haushalten oder am Telefon seid. Also immer dann, wenn ihr dem Kind signalisiert: “Ich habe jetzt eigentlich grad keine Zeit.”
Beobachten kann helfen herauszufinden, in welchen Momenten diese Fragerei besonders häufig vorkommt und man kann dann schon vorher versuchen, dem Kind ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken. z.B in dem man es in die Tätigkeit mit einbezieht, ihm etwas zu tun gibt oder sich kurz mit ihm beschäftigt. Manchmal stellen sie ihre “Warum”-Fragen immer und immer wieder und dann auch noch im ungünstigsten Moment. In der Hoffnung, dass wir vielleicht nachgeben, weil wir keine Zeit und Lust zum Diskutieren haben.
2. Gegenfragen stellen
Wir müssen nicht JEDES “Warum?” selber beantworten. Oftmals wissen die Kinder die Antwort nämlich schon und sie wollen einfach ein bisschen Gesellschaft und mit uns plaudern. Deshalb können oftmals Gegenfragen gut helfen.
“Was denkst du? Warum hat das Auto Räder? Was würde denn passieren, wenn es keine Räder hätte? Stell dir mal ein Auto ohne Räder vor? Welche Fahrzeuge haben denn auch noch 4 Räder?”
Wenn man Gegenfragen stellt, dann zeigt man Interesse, kann aber damit den “Frage-Strom” etwas eindämmen und oftmals entsteht dann daraus eine ganz spannende Diskussion.
Mit Gegenfragen kann man die Kids auch prima von ihrer eigentlichen Frage ablenken und sie so geschickt, zu einem anderen Thema hin führen.
Es ist auch immer total schön und witzig zu hören, WIE sich Kinder denn die Welt so vorstellen.
Gegenfragen fördern ausserdem das Allgemeinwissen, die Sprachentwicklung und das “selbstständige Problemlösen”.
Die Kids werden angeregt, SELBER ihre Sicht zu erzählen. Das sollte Spass machen, wenn das Kind nicht mitmacht dann beantwortet ihm die Frage einfach.
Falls ihr selber mal keine Antwort auf gewisse Fragen wisst, dann könnt ihr diese auch zusammen mit den Kinder “ergoogeln” oder auf YouTube nachschauen.
“Komm wir schauen mal nach, warum das so ist.”
Oder wisst ihr vielleicht grad auf die Schnelle, einfach so und ohne nachzuschauen, warum denn der Himmel blau ist? :-)
Eben.
Gut möglich, dass euer Kind am Anfang etwas erstaunt reagiert oder nicht so recht weiss, was es jetzt mit euren Gegenfragen anfangen soll. Das ist normal, vor allem wenn man das bis jetzt nicht so oft gemacht hat. Ihr müsst das auch nicht immer tun, einfach ab und zu mal probieren.
3. Eine “Fragestunde” einführen
Manchmal kann es auch helfen die “Frageritis” etwas einzuschränken in dem man einen Wecker oder den Smartphone Timer stellt. In der abgemachten Zeit (es muss ja nicht grad eine ganze Stunde sein), darf das Kind dann so viel Fragen stellen wie es möchte.
Wenn der Wecker klingelt, dann ist die exzessive, Nonstop-Fragerei beendet.
4. Ein paar Regeln/Abmachungen festlegen (Ablaufpläne machen)
Wenn Kinder immer und immer wieder die gleichen Dinge fragen, dann hat das oft auch damit zu tun, dass ihnen der Ablauf im Alltag manchmal nicht so richtig klar ist, oder es vielleicht gar keinen gibt.
Vor allem kleine Kinder können den Tag oft noch nicht richtig einordnen und fragen dann zum Beispiel:
“Ist jetzt Nachmittag?”
Ein paar Abmachungen zu treffen oder einen Wochen-/Tagesplan zu gestalten, kann da hilfreich sein.
Diese Pläne könnt ihr auch einsetzen, wenn ihr folgende Fragen in der Endlosschleife hört:
“Warum darf ich jetzt nicht TV schauen? Wann darf ich gamen? Warum darf ich keine Süssigkeiten? Warum muss ich jetzt ins Bett? Warum kann ich heute nicht ins Ballett? Wann kommt der Papa nach Hause?” usw.
Bastelt mit ihnen einen kleinen “Wochenplan” oder schreibt/zeichnet wichtige und gleich bleibende Regeln und Abmachungen zusammen auf ein Blatt Papier.
Bei den ewig gleichen “Warum-Wieso-Wann-Warum nicht?” Fragen, könnt ihr die Kinder auf den Wochenplan oder eure Abmachungen aufmerksam machen und sagen:
“Schau mal auf den Plan, dann siehst du grad selber, wann die TV Zeit beginnt, der Papa heim kommt, wann du gamen darfst und kannst deine Frage grad selber beantworten”
5. Ablenken
Wenn die Fragerei mal gar nicht aufhören will, dann kann eine kleine Ablenkung manchmal nicht schaden.
Versucht das Gespräch einfach in eine etwas andere Richtung zu lenken:
“Weisst du wer auch noch einen Bart hat?”
“Oh, jetzt kommt mir noch grad in den Sinn: Wir müssen noch rasch den Briefkasten leeren. Komm mit.”
Einfach aufpassen, dass ihr nicht ständig alle Fragen “abwürgt” und von etwas anderem sprecht.
Denn, denkt daran:
6. Fragen stellen gehört zur Entwicklung dazu
Kinder MÜSSEN Fragen stellen, die Welt entdecken und sie sollen an ganz vielen Dingen, die um sie herum passieren, Interesse zeigen. Auch wenn es manchmal anstrengend und etwas gar nervig ist.
Passt auf, dass ihr den Kindern das “Fragen stellen” nicht grad komplett vermiest, in dem ihr regelmässig mit den Augen rollt, knurrt, seufzt oder die Fragen immer grad “abwürgt”. Das suggeriert ihnen nämlich, dass Fragen stellen nervig und unerwünscht ist.
Und alles was nervig und unerwünscht ist, ist für die Kinderlein ja grad besonders interessant… ;-)
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