Jeder von uns hat wahrscheinlich irgendwann mal in seinem Leben schon eine Diät gemacht. Trennkost, FDH, Kohlsuppe, Paleodiät oder wie sie alle heissen. So lange man noch keine Kinder hat, oder sie noch klein sind, geht das mit dem “Ich esse jetzt nur noch das, das hingegen nicht oder nur noch die Hälfte” ganz gut. Isst man halt nur noch Gemüse oder lässt eine Mahlzeit mal ganz weg, Rechenschaft ist man in dem Moment schliesslich nur sich selber schuldig.
Wer aber Kinder hat, der rutscht automatisch auch in eine Vorbild-Rolle. Velohelm aufsetzen, angurten, nicht fluchen, Hände waschen vor dem Essen, mit normaler Stimme sprechen: Dinge, die wir von unserem Nachwuchs erwarten, sollten wir ihnen auch so vorleben, sonst werden wir schnell unglaubwürdig. Warum sollen die Kinder tun, woran wir Erwachsenen uns nicht halten?
Und das gleiche gilt eben auch beim Essen: Während den Mahlzeiten sitzen bleiben, nicht das Messer in den Mund nehmen, von Allem ein bisschen probieren.
Vorbild sein – nicht immer klappt das so gut.
Vor allem dann nicht, wenn Mama oder Papa plötzlich das Gefühl haben, sie müssten jetzt mal wieder eine Diät machen.
“Mama, warum isst du keine Kartoffeln?”
“Warum trinkst du nur Saft?”
“Papa, warum nimmst du denn nur Salat?”
Kinder sind sehr aufmerksam und merken schnell, wenn sich etwas ändert. Und sie fragen nach, warum das so ist.
“Ach weisst du, Mama passt nicht mehr in ihre Hosen.”
“Der Papi ist ein bisschen zu dick und muss etwas abnehmen.”
Solche Antworten sind schnell gesagt, aber äusserst gefährlich. Denn nicht selten beschäftigen sich schon Kinder ab 6/7 Jahren mit ihrem Aussehen, fühlen sich nicht schön oder nicht schlank genug. Solche Sätze, und wenn sie dann noch von den Eltern kommen die wahrscheinlich gar nicht unbedingt dick sind, irritieren.
“Warum macht meine Mama denn eine Diät?”
“Warum isst sie nicht mehr die gleichen Dinge wie wir?”
“Sie ist doch schlank und ausserdem sagt sie uns immer, wie sollen uns so lieben wie wir sind.”
Wenn Eltern plötzlich ihr Essverhalten auffällig verändern, dann färbt das oft auf die Kinder ab. Sie wollen dann plötzlich nicht mehr frühstücken oder auch keine Kohlenhydrate mehr zu sich nehmen. Dies zu unterbinden fällt dann oft schwer, vor allem weil man es ja selber nicht anders macht.
Eine verzwickte Situation also und da stellt sich natürlich die Frage: Wie kann man reagieren?
1. Das Gespräch mit den Kindern suchen
Besonders wenn man selber aus medizinischen Gründen eine Diät halten muss, ist Aufklärung wichtig. Die Kinder sollen wissen, WARUM eine Ernährungsumstellung sein muss und dass sie selber genau so weiter essen dürfen wie vorher.
2. Die eigene Diät nicht zum Dauerthema machen
Nicht ständig darüber reden, nicht jedes abgenommene Kilo am Familientisch kommentieren oder ständig den Bauch fotografieren. Wenn man schon eine Diät macht, dann am besten möglichst ohne viel Aufheben.
3. Gemeinsame Mahlzeiten einhalten
Auch wenn man vielleicht selber seine Ernährung umstellt, heisst das nicht, dass man nicht mehr gemeinsam mit den Kindern essen soll. Das Essen soll weiterhin Spass machen und gemeinsam eingenommen werden. Beim Essen auch darauf achten, dass man die Kinder nicht ständig mit irgendwelchen Anweisungen zutextet. Ebenfalls ganz wichtig: Hat ein Kind genug, spürt also sein normales Sättigungsgefühl, dann zwingt es nicht zum Aufessen.
4. Sich nicht ständig vor den Spiegel oder auf die Waage stellen
Wer abnehmen will, der ist meist ständig vor dem Spiegel anzutreffen. Wenn man das alleine im stillen Kämmerlein macht um zu sehen, ob das Bäuchlein vielleicht schon etwas geschrumpft ist, dann spielt das keine grosse Rolle. Wenn aber die Kinder immer in der Nähe sind, hinterlässt man einen zwiespältigen Eindruck.
5. Ein gesundes Körperbewusstsein vorleben
Wer sich selber viel bewegt, der muss auch nicht ständig Diät halten oder auf irgendetwas verzichten. Auch diese «Weisheit» kann man den Kindern mit auf den Weg geben.
6. Eine kleine Notlüge einsetzen
Also, wer sich eine Diät gar nicht verkneifen kann, aber das Gefühl hat, die Kinder – vor allem wenn sich im Teenageraltern sind – könnten auffällig darauf reagieren, der kommt wohl um eine kleine Notlüge nicht herum:
«Ich vertrage den Weizen einfach nicht mehr so gut.»
«Ich muss mit Kohlenhydraten etwas aufpassen, ich kriege davon Bauchweh.»
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit «enter», dem Ratgeber für digitale Medien. Dort findet ihr praktische Tipps zur Medienerziehung
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Ein Kommentar
Wie war. Bin mit einer schlanken Mutter aufgewachsen,die sich immer dick schimpfte und dauernd irgendeine Diät gemacht hat… dass ist für mich ganz klar einer der Gründe für meine heutige Essstörung, an der ich immernoch arbeite… Spass am essen und sich selber dabei spüren, favoriten/abneigungen / sättigungsgefühl ist dür mich sehr wichtig, auch wenn ich das nicht kann…