Liebe Lehrer, ich bin sauer!

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Bevor ich hier mal ein bisschen schimpfe und Dampf ablasse, möchte ich doch zuerst etwas Positives sagen und den vielen, tollen, engagierten Lehrerinnen und Lehrern ein Kränzchen winden.
Es gibt sie nämlich:
Die einfühlsamen, witzigen, fairen, beziehungsfähigen Pädagogen, die wirklich einen super Job machen. Leute die es schaffen, das Beste aus den Schülern raus zu holen, sie bestärken, immer wieder motivieren und ihnen helfen, aus ihren Fehlern zu lernen.
DANKE, VIELEN DANK!

Es gibt aber leider immer noch ganz viele andere. Die irgendwo im Jahr 1965 oder noch früher stehen geblieben sind. Die abgelöschten, demotivierenden Schulmeister, deren augenscheinliches Ziel es ist, auf den Kindern herumzuhacken und nur die Dinge hervorzuheben, welche die Schüler noch nicht können. Das grenzt oft an ein gnadenloses Blossstellen, an eine “Ich-zeig-dir-was-du-alles-falsch-machst” Strategie. Da stellt es mir wirklich oft die Haare zu Berge.
Ich habe das selber in meiner Ausbildung zur Primarlehrerin (!) erlebt. Alle mit der Note 3 in Mathematik mussten aufstehen und der Lehrer ist durch die Gänge gewandert, hat auf die mit der schlechten Note gezeigt und gesagt: “Sie sind eine Nuss, Sie sind eine Nuss, Sie sind eine Nuss.”
Das war vor 26 Jahren.

Ihr wollt ein paar AKTUELLE Beispiele?

Ein Kind schreibt 7 Sätze Wochenheft. Lebendig, witzig, spannend.
Der Lehrerkommentar: Satzzeichen!

Ein Kind löst alle Mathematikaufgaben richtig.
Der Lehrerkommentar: Zeichnung verwirrt, Zeichnungen nützen nur in Farbe etwas, Schrift!

Ein Kind rechnet eine schwierige Rechenaufgabe im ersten Versuch richtig:
Der Lehrerkommentar: Hast du das wirklich selber gelöst?

Die Schüler haben tolle Steckbriefe gemacht. Alle hängen hinten an der Wand.
Der Lehrerkommentar: Könnt ihr eigentlich nicht ein bisschen besser auf eure Grammatik achten?

Hallo?
Ist es nicht möglich, ab und zu auch mal etwas POSITIVES zu sagen? Um die Schüler zu MOTIVIEREN? Ihnen zu zeigen:
“Hey, ihr seid auf einem guten Weg. Das habt ihr toll gemacht. Ich bin stolz auf euch!”
Wenn’s dann eine Kritik braucht oder man die Kids auf Fehler aufmerksam machen muss, dann nimmt man sie einmal kurz zur Seite und sagt:
“Toll, du hast die Aufgabe super angefangen. Schau dir mal das hier noch genauer an. Fällt dir etwas auf?”
In den meisten Fällen, werden die Schüler ihre Fehler wohl selber erkennen und sie auch benennen können. Man kann aber auch Dinge die falsch sind, positiv formulieren und die auch so auf die Aufgabenblätter schreiben:

Statt: “4 Resultate fehlen!” > “Schreib bitte noch die 4 Resultate hin”
Statt: “Wo ist das Protokollblatt?!” > “Bitte klebe noch das Protokollblatt ein.”
Statt: “Unsauber!” > “Bitte achte darauf, dass du sauber arbeitest”
Statt: “Zum Teil zu ungenau!” > “Bitte schreibe bei der Aufgabe 5 noch den Lösungsweg dazu.”
(Der Lehrerkommentar: “zu ungenau”, ist nämlich ebenfalls zu ungenau…)

Es kann doch nicht sein, dass Lehrer tagtäglich auf äusserst perfide Art, ihren Schülern ständig nur die Fehler vor den Kopf schmettern.
Echt. So etwas macht mich stinksauer.

Ich versuche mit meiner Arbeit immer wieder Eltern aufzuzeigen, wie wichtig es ist, Kinder zu motivieren, ihre Anstrengungen zu honorieren, auch wenn vielleicht noch nicht alles 100% perfekt ist. Immer wieder höre ich von den verschiedensten Eltern solch demotivierende Beispiele von Lehrpersonen, und erlebe es auch selber immer wieder.
Woher kommt das?
Sind sie dermassen ausgebrannt?
Haben sie ihren Beruf so satt?
Können sie es einfach nicht besser?
Sollten sie vielleicht regelmässige Kommunikationskurse zum Thema: “Wie motiviere ich meine Schüler? Positives Feedback geben” besuchen?
Kinder denen man ständig nur sagt, was sie NICHT gut machen, die verlieren die Freude. Die Freude am Lernen, am Ausprobieren, am Mitmachen. Sie haben Angst, Fehler zu machen, getrauen sich nicht mehr Fragen zu stellen.

Ich bin selber ausgebildete Lehrerin, habe auch unterrichtet. Ich weiss bestens, dass die Arbeit mit Kindern (und ihren Eltern) nicht immer einfach ist.
Es ist oft mühsam, nervenaufreibend und es braucht viel Geduld und Energie. Man ist durchaus auch mal gemein und ungerecht.
Aber das darf doch keine Strategie sein!
Lehrer haben eine ungeheuer wichtige aber nicht immer einfache Aufgabe und sie haben meinen grössten Respekt für ihre Arbeit.
Ich bin selber auch ein “Lehrerkind” (Beide Eltern waren Lehrer) und normalerweise ergreife ich meistens Partei für die Lehrer, weil das meine Eltern auch schon so gemacht haben.
Aber in letzter Zeit fällt mir das einfach immer schwerer. So viele negative Schulerfahrungen mit den eigenen Kindern, aber auch Feedbacks von andern Eltern, die mich einfach wütend machen.

Schule ist nicht immer lustig, das ist mir auch klar und es geht auch nicht darum, die Kinder jetzt zu verhätscheln, ihnen alles durchgehen zu lassen oder sie überhaupt keiner Kritik mehr auszusetzen.
Aber es geht auch nicht darum, den Kindern die Schule zu vermiesen und ihnen tagtäglich aufzuzeigen, welche “Loser” sie doch sind und was sie alles noch nicht können.

So. Das wär alles.
Danke für die Aufmerksamkeit!
Und jetzt muss ich kurz an die frische Luft und tiiiiieeeeef durchatmen.

♥ Danke fürs Teilen ♥

6 Kommentare

  1. Klaus-Thomas Hildesheim am

    Der Frust und die Wut von Eltern und Schülern ist verständlich, man darf als Lehrer seine persönlichen Probleme nicht auf den rücken der Schüler austragen, doch es passiert immer wieder. Sind wir ehrlich, solche Lehrer sind vom Grundsatz her ungeeignete Pädagogen, sofern man sie überhaupt so nennen darf. Das Problem liegt nach meinen Erfahrungen aber viel tiefer. Wenn meine Kinder mit solchen Schilderungen aus der Schule kamen und wir als Eltern die Situation hinterfragt haben, oft sogar ein Lehrergespräch verlangt haben, kam im Ergebnis heraus, dass der Lehrer (benutze ich hier für beide Geschlechter) entweder fachliche Defizite hatte (also den Stoff selbst nicht beherrschte) oder eigene familiäre Probleme mit in die Schule brachte. Im ersten Fall bleibt nur der Weg, die Schulbehörde zu informieren, im zweiten Fall nützt in der Regel das Gespräch mit dem Lehrer und das Aufzeigen möglicher Konsequenzen für ihn im Wiederholungsfall. Doch hier liegt oft das Problem bei den Eltern: Sie müssen sich auch zutrauen, gegen einen unfähigen Lehrer vorzugehen (gemeinsam mit anderen Eltern aus der Klasse Rekurs einlegen, das Gespräch mit der Schulleitung suchen, die Schulbehörde informieren, sich in den Unterricht setzen und das Verhalten des Lehrers anhand von Schülererzählungen protokollieren). Ja das ist Arbeit, Stress, kostet viel Zeit, aber es lohnt sich! Ihre Kinder werden es Ihnen danken.
    Noch ein praktisches Beispiel aus meinen Erfahrungen: Meine älteste Tochter hatte in den Maturitätsklassen Chemie/Biologie als Schwerpunktfächer gewählt. Weitere wichtige Fächer waren dann ergänzend Mathematik und Physik. Im letzten Jahr vor der Matura ging ihr Physiklehrer in Pension und ein neu an die Schule versetzter Lehrer übernahm die Klasse. Ab diesem Zeitpunkt ging der Klassendurchschnitt der Physiknoten auf Tauchstation. Als dann als letzte Klassenarbeit vor der Matura Stoff abgefragt wurde, der nicht in der Klasse behandelt worden war und dieser Lehrer auch noch die Frechheit besessen hat, die Schüler als dumm und naturwissenschaftlich unbelichtet bezeichnete, haben wir als Eltern eingegriffen. Wir konnten zwar für diese Klasse wenig erreichen, da direkt im Anschluss die Maturprüfungen anstanden, aber Folgeklassen profitieren von unserem Einsatz. Seit Meeren Semestern studiert meine Tochter jetzt äusserst erfolgreich Chemie und hat ihre Physikklausuren mit einem hervorragenden Notendurchschnitt bestanden. Auch diese Tatsachen wurden der Schulleitung im Nachhinein mitgeteilt. Nur so kann es gelingen, die schwarzen Schafe aus dem Schuldienst zu eliminieren. Haben die Lehrer einmal erfahren, dass man als Eltern ernsthaft seinen Standpunkt vertritt, wird man auch ernst genommen und nicht mit fadenscheinigen Floskeln abgetan. Mit Vogel Strauss Politik erreicht man jedenfalls nichts!

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