Eine Ära geht zu Ende

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Wenn Kinder älter werden, dann gibt es ganz viele Dinge von denen man sich (auch als Eltern) verabschieden muss.
Es ist eigentlich ein ständiges Abschied nehmen.

Wir sagen Tschüss:
Den herzigen Babykleidchen, den allerkleinsten Windeln, irgendwann dem Schoppen, dem kleinen Schlafsack mit den Häsli, dem kleinen Käppli mit dem Winnie Puuh Bär, dem Nuggi, dem Wickeltisch, dem Türgitter, dem Windeleimer, dem kleinen Auto zum herum stossen, dem Kinderwagen, dem lustigen Musikapfel, dem Bobbycar, den Vorhängen mit den Pinguinen. Hach.
Das sind alles Dinge, von denen uns der Abschied etwas schwerer fällt, weil wir merken: Hey, die süsse Baby/Kleinkinderzeit ist langsam zu Ende.
Jetzt ist nix mehr mit: Düdüdüüü und Jöhhh.
Jetzt kommt die Trotzphase, es wird anstrengend.
Und dann kommt schon bald die Vorpubertät und es wird noch anstrengender…

Es gibt aber auch Dinge, von denen uns der Abschied überhaupt gar nicht schwer fällt, weil sie uns die ganze Zeit schon tierisch genervt haben oder einfach nur unnütz waren. Wie zum Beispiel das nervige Ding-Dong Elefäntchen welches wir geschenkt bekamen, der Windeleimer mit den stinkig-duftenden Windelkassetten, den wir uns damals haben aufschwatzen lassen oder das Räbeliechtli-Schnitzen. :-)

Und es gibt ein Ding, da war ICH besonders froh, dass es endlich weg war:

Das Hochbett.

Nicht dass ich etwas gegen Hochbetten hätte. Nein, ganz und gar nicht.
Manchmal haben sie eine Rutschbahn und man kann tolle Häuser bauen, sich mit Decken eine Höhle machen, man kann seine Spielsachen darunter stellen oder die Eisenbahn einfach am Boden liegen lassen. Man kann hinaufklettern und sich ganz hoch oben so richtig toll einkuscheln.
Hochbetten sind toll für Kids.

Hochbetten sind aber ganz und gar nicht toll für Eltern, besonders für diejenigen die überhaupt nicht gerne die Betten frisch beziehen. Denn Hochbetten anziehen ist etwa das Anstrengendste, das man im Haushalt überhaupt tun kann. Es steht auch in keinem Katalog, wie anstrengend das ist. Das merkt man erst, wenn man dann eines hat.
Mir war es jedenfalls immer ein schrecklicher Graus. Da kletterst du am morgen frisch geduscht mit Fix-Leintuch bewaffnet über diese Leiter auf das Bett. Schmeisst zuerst alle 52 Plüschtiere auf den Boden, murkst am alten Leintuch herum und versuchst es von der Matratze runter zu nehmen.

Dann kommt die eigentliche Herausforderung:
Das frisch gewaschene Fix-Leintuch über die sperrige Matratze zu ziehen. Zuerst rechts oben, an der Ecke einfädeln, dann über die linke Ecke ziehen, danach rückwärts robben und versuchen das Tuch über die beiden anderen Ecken murksen. Dann zu merken:
“Da kann etwas nicht stimmen. Mist, das Tuch ist zu kurz oder mit anderen Worten: Es liegt verkehrt herum.”
Nochmal vorwärts robben und das Tuch von der Matratze weg ziehen und in die richtige Position bringen, wieder rückwärts robben und über die Ecken ziehen.

Schweissperlen bilden sich auf der Stirn, ein paar Fluchwörter haben meinen Mund ebenfalls bereits verlassen und dann kommt noch die Schwerstarbeit, nämlich das Leintuch links und rechts bei der Matratze so runterzuziehen, dass es nicht mehr zerknittert ist oder wie wir im berndeutschen so schön sagen: “Dass es keni Rümpf meh hett.” *manhatjagewisseAnsprüche
Keuchend und schnaufend sitzt du auf diesem Hochbett, ziehst mit der einen Hand die sauschwere Matratze hoch, ziehst mit der anderen Hand am Leintuchstoff bis du merkst, dass du es nie und nimmer schaffen kannst. Du kletterst runter, stehst unters Bett und ziehst mit der Hand, die du noch knapp bewegen kannst, den Stoff unter dem Lattenrost in Richtung Mitte. *ihrwisstwasichmeine

Wir hatten ja dann nicht nur ein Hochbett zum Beziehen, sondern gleich zwei.
Gaaanz super.
Aber ich brauchte jeweils zwei Tage Pause dazwischen.
“Sie sollten die Matratze regelmässig auf die andere Seite drehen, damit sie geschont wird” hat uns der Verkäufer damals gesagt. Am Anfang, als ich noch ganz übermütig war, hab ich das jeweils auch gemacht. Mich nicht SUVA-Konform auf das Leiterchen gestellt und dieses schwere Ding auf die andere Seite gedreht. Mir dabei die Hand eingeklemmt, den Kopf gestossen, das Nachttischlämpchen runter geschlagen, das Bild an der Wand halb demoliert. Ein Alptraum.

Jetzt ist die Hochbett-Ära zu Ende.
Die Betten stehen alle ganz fröhlich und gemütlich am Boden.
Ein Segen sag ich euch.

Update:
Das Wohnmobil hat auch so ein verfluchtes Ding. Es nennt sich Hubbett und ist die Steigerung des Hochbetts.
Aber das bezieht jetzt jeweils mein Mann.
Hallelujah!

♥ Danke fürs Teilen ♥

17 Kommentare

  1. Oh, hättest du den Artikel doch bereits vor ein paar Monaten geschrieben! Wir sind gerade erst in der Hochbettphase angekommen und haben dem ganzen noch eins daraufgesetzt: ein TUNNEL oben auf dem Bett! Mehr brauch ich wohl nicht mehr dazu sagen, oder?!

    Liebe Grüße Karin

  2. Hihi.. da gibts eine einfachere Lösung – den grossen Mann / Vater dies machen lassen, der kann es zum Teil

    vom Boden aus :-)

  3. Darinka Romina Peer am

    Ich fand das Beziehen des Gitterbettes irgendwie anstrengender. Hatte danach immer Rückenschmerzen.

  4. Cherry lee am

    Auch ich wünsch mir die hochbetten weg! Toll geschrieben! Und du hast recht;dass einem das niemand sagen kann vorher! Kein wunder bekomm ich arthrithitismin den Schultern! Naja bald ist weihnachten ich schreib mir das mal auf meine Liste ;-)

  5. TheSwissMiss am

    Wir sind vor kurzem in eine Dachwohnung gezogen – mit der Dachschräge hatte das Hochbett “leider” keinen Platz mehr:)

  6. Du hast Recht! Das habe ich total verdrängt. Das ist überhaupt das Allerschlimmste. *HändeüberdemKopfzusammenschlag

  7. Manuela Toeltl-Walti am

    Oooh ja, das Problem kenn ich zu gut. Unser Sohn hatte auch ein Halbhochbett. Dieses wurde vor einem halben Jahr durch ein Piratenschiff ersetzt, da wir dort viel besser kuscheln und zu ihm sitzen konnten. Es gibt aber noch etwas schlimmeres als ein Hochbett. Ein Kajütenbett im Wohnwagen zu beziehen ist noch viel mühsamer. Zumal es nur 70 cm breit ist und das Fixleintuch deshalb zu gross ist und somit noch schwerer zum spannen ist. Ausserdem ist bei uns noch der Nässeschutz unter dem Leintuch, welcher natürlich mit jedem ziehen wieder verrutscht. Eine sehr mühselige und schweisstreibende Sache auf engstem Raum, welche min. 45 Minuten in Anspruch nimmt.

  8. Oh. Ein hübscher Tunnel. Da ist die Bewegungsfreiheit ja sogar nach oben etwas eingeschränkt. Das ist ein Hit! :-)

  9. Ursina Zwingli am

    Töchterchen hatte zwar nur ein Halbhochbett, aber dafür eines mit so einem hübschen Tunnel drüber, da wird das Ganze noch eine Stufe spassiger ;-)

  10. Niti1981 am

    Lach, du sprichst mir aus dem Herzen! Wie war ich vor 2 Wochen froh, als
    mein Mann dem verflixten Hochbett die Beine radikal auf wundervolle
    60cm gekürzt hat. :-)

  11. Anja Hausherr am

    Oh ich kann es nachempfinden. Mein Großer hat noch ein Hochbett, die Kleine hatte noch nie eins. Oft habe ich mir gewünscht, er hätte auch nie eins bekommen :-)

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