immer alles besser wissen!!

[Miri]

Hallo liebe Kathrin

Ich bin etwas am verzweifeln. Mein 14-jähriger Sohn besucht die Kantonsschule und wie das halt so ist im Teenageralter, sie wissen immer alles besser. Kaum schneiden mein Partner und ich ein Thema an, gibt er seinen "Senf" dazu und weiss es mal wieder besser. Aber dass ist doch so und so usw. Zu allem hat er Kommentar. Ich weiss mir keinen Rat wie ich ihm das austreiben kann, evtl. du? Ich finde es auch sehr respektlos gegenüber uns. Es ist doch, dass wir Eltern auch nicht auf den Kopf gefallen sind und so einiges an Lebenserfahrung haben.

Allerliebeste Grüsse
Mirjam

[Kathrin Buholzer]

Hallo Miri!
Das ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes? Schreib mir doch noch ein paar konkrete Beispiele/Situationen auf, dann kann ich es besser nachvollziehen? Ist er ein Einzelkind? Gibt es bei euch Momente/Situationen, in denen ihr euch Zeit nehmt, Dinge zu besprechen, Pläne zu schmieden, Regeln oder sonstiges zu besprechen?

Was würdest du dir denn von ihm wünschen? Was müsste sich ändern? Was erwartet ihr von ihm? Was müsstet ihr als Eltern ändern, damit es sich ändert? Was denkst du?
Schreib mir doch noch ein bisschen mehr dazu, ok?
liebe Grüsse
Kathrin

[Miri]

Hallo Kathrin

Mein Sohn Lars hat noch einen kleineren Bruder, der ist 9 Jahre alt. Ich lebe getrennt vom Vater und habe einen Lebenspartner, der nun schon über ein Jahr mit uns lebt. Die beiden verstehen sich sehr gut, eigentlich versteht mein Sohn sich noch besser mit meinem Lebenspartner als mit seinem Vater. Ich darf wirklich sagen, wir führen ein harmonisches Zusammenleben, was sehr selten ist.

Aber eben, in letzter Zeit mischt Lars sich immer in unser Gespräch ein und will dann alles besser wissen und lässt dann auch keine andere Meinung zu. So nach dem Motto: He ich besuche die Kanti, ihr habt das nicht gemacht!!! Gerade letzte Woche kam es vor, dass er einfach so in die Küche platzte und zu uns sagte; Du Roland, hast du heute den PC richtig runtergefahren denn du weisst ja dass du das manchmal vergisst. Aber in einem Ton, so richtig frech halt. Ich nehme gerade ein Vitaminpräparat. Da meinte er, ohne sich zu erkundigen; Mami so einen Scheiss, dass nützt nichts. Wenn man ihn dann fragt warum oder ihm begründet, doch dass hat mir der Arzt verschrieben gibt es tausend Antworten von ihm warum und weshalb das nichts nützt. Ich bring ihn einfach nicht dazu auch mal eine andere Meinung gelten zu lassen. Er redet mit uns als ob ein Kolleg von ihm vor ihm steht. Ich habe es schon mit " He so redest du nicht mit deiner Mutter" und anderem versucht. Ich weiss, andere Mamis würden sagen ist das dein einziges Problem, aber es nervt gewaltig. Wenn man nur schon den Mund öffnet kommt schon eine Bemerkung rüber.

Liebe Grüsse
Miri

[Kathrin Buholzer]

Hallo Miri
gerade wenn sich Kinder zu Teenager entwickeln, sind ihre Aktionen nicht immer ganz nachvollziehbar. Dein Sohn hat so wie es aussieht ein starkes Mitteilungsbedürfnis. Schau, dass du ihm immer wieder die Möglichkeit gibt, seine Meinung einzubringen. Pass auf, dass du ihn jetzt nicht zu oft zurückweist, aus Angst, dass er jetzt wieder etwas sagen könnte...
Frag ihn, lass ihn seine Ideen und Meinungen mit einbringen. "Was denkst du? Wie findest du? Was wäre wenn, wie würdest du das machen? Kannst du dir vorstellen warum ich dieses Präparat nehme? Was würdest du tun, wenn der Arzt dir das verschreiben würde?" Oder: "Ja, du hast Recht, manchmal vergesse ich es, den Compi runterzufahren. Danke, dass du mich daran erinnert hast..." usw. Lass es dann damit auch gut sein. Biete ihm hier keine Angriffsfläche, sondern versuch etwas über dem zu stehen.
Macht auch mal zusammen Gesprächsregeln ab. Diskutiert miteinander, was ist wichtig, welchen Umgangston wollt ihr bei euch zu Hause? Wenn er so mit dir spricht, dann sag ihm, dass dich das ärgert, traurig, wütend macht. Sag ihm, was du von ihm erwartest.
Wenn du das Gefühl hast, dass er mit dir oft wie ein Kollege spricht, dann achte dich auch mal darauf, ob du das vielleicht nicht auch ab und zu bist. Bist du wirklich in deiner Rolle als Mutter drin oder manchmal zu sehr in der Rolle der Kollegin? Manchmal merkt man das selber gar nicht mehr so richtig. Pass auf, dass du auch nicht zu nah an ihm dran bist, nörgelst, schimpst, predigst. Diskutiere auch nicht ständig mit ihm über alles. Macht für gewisse Situationen Regeln ab, schreibt sie auf, ignoriere gewisse Dinge auch einfach, wenn es nicht grad ein riesiges Problemverhalten ist und lass wenn nötig eine logische Konsequenz folgen.

Ich kann dir ein ganz gutes pdf. zum Thema "Pubertät" empfehlen. Du findest es hier, ganz zu unterst auf der Seite:

http://www.elternplanet.ch/elternkurse- ... nager.html

Vielleicht könnte eine Familiensitzung für euch auch mal ein Thema sein. Schau dir doch mal das Video dazu an:

http://www.youtube.com/watch?v=Y35aTBQ1nUY

Schau mal was du damit anfangen kannst und melde dich einfach wieder, ok?
liebe Grüsse
Kathrin