Einfach mal nur zuhören…

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Wer kleine Trotzkinder zu Hause hat, der denkt sich:
“Nein, schlimmer kann es nicht mehr kommen. Wenn die dann mal grösser sind, wird alles besser und einfacher. Auf jeden Fall.”

Wer grössere Pubertätskinder zu Hause hat der denkt sich:
“Die Trotzphase war ja ein Klacks. Das hier stellt alles in den Schatten. Ach wie süss waren sie doch damals.”

Ich muss schon sagen, es wird mit den Jahren anstrengender.
Die Konflikte, Konfrontationen, die Diskussionen und das tägliche Miteinander. Von 0 auf 100, da kannst du manchmal nur ungläubig den Kopf schütteln.
Glauben tut man das sowieso erst, wenn man dann plötzlich in dieser vorpubertären Zeit drin steckt.

Genau so wie in der Trotzphase, denkt man sich dann oft:
“Wie ist es möglich, dass mich dieses Kind so dermassen auf die Palme bringt?”

“Wie geht das, dass ich vor Wut schäume, dass ich so laut mit ihm schimpfe, es beleidige, ihm nicht zuhöre und einfach meine Moral- und Schimpfpredigt in einer Endlosschlaufe laufen lasse?”

“Warum schreie ich hier meinen Frust ins Wohnzimmer?”

“Was genau soll das bringen und wie kann ich so meinem Kind helfen, aus dem Elend, in dem es grad drin steckt herauszufinden?”

Vielleicht kennt ihr diese Situation:
Das Kind kommt muffig von der Schule nach Hause: Scheisslaune ist noch nett ausgedrückt.
Es motzt übers Essen, kickt die Schwester beim Vorbeigehen ans Schienbein, und ihr wisst schon nach 30 Sekunden: DAS wird ein anstrengender Mittag.
Auf euer Nachfragen was denn los sei gibt’s nur ein: “Niii-chts. Alles in Ordnung.”
Klar. Man hörts…

Und dann fängt man als Eltern meistens auch schon an:
“Jetzt hör mal auf einen solchen Muff-Kopf zu machen, lass die Schwester in Ruhe, sitz gerade, was ist denn nun schon wieder los?”

“Wenn du was hast, dann sag es gefälligst aber hör auf allen die Laune zu vermiesen!”

“Iss jetzt anständig, das ist wieder unmöglich, das ist ja nicht auszuhalten mit dir!”

Ihr wisst was kommt: Noch mehr Ärger, Geschrei, Wut und dann das Türe knallen im 1. Stock.

Manchmal, wenn ich daran denke, versuch ich es ein bisschen anders zu machen.
Nämlich so:

Fragen wie es geht, ob alles ok ist.
Und dann einfach mal die Klappe halten. *dasistschwierig

Anbieten, wenn das Bedürfnis da ist, darüber zu reden. Oft kommt dann ein lautes: “Es ist ja niiii-chts, alles in Ordnung.”
Wieder die Klappe halten. *auchdasistschwierig

Nach dem Türe knallen einen Moment warten und dann leise an die Türe klopfen. Den Kopf rein strecken und fragen, ob ich mich setzen darf.
Wieder die Klappe halten.

Fragen, ob es ok ist, wenn ich einen Moment da bleibe.
Noch einmal das Angebot machen, dass ich zuhöre, falls es was zu besprechen gibt. Und ja das gibt es dann meistens auch…

Während dem Zuhören, ab und zu eine Frage stellen.
Nicht bewerten, keine tollen Ratschläge geben, keine Moralpredigt halten, ab und zu sagen, dass ich den Ärger und die Wut verstehen kann.

Zusammen überlegt, wie man das anders hätte machen können oder wie ich denn helfen könnte.
Mehr ist gar nicht nötig.

Und zum Schluss gibt’s nicht wie sonst oft ein:
“Hau doch ab, du nervst, lass mich in Ruhe, du verstehst mich ja doch nicht”, sondern ein:

“Danke Mama, dass du mir zugehört hast und ich erzählen konnte.”
Ich versuch es immer mal wieder so machen.
Es gelingt nicht immer.
Aber immer öfter.

 

♥ Danke fürs Teilen ♥

Ein Kommentar

  1. WOW, ich bin begeistert! Das stimmt absolut, auch wenn es wirklich sehr oft schwer fällt ruhig zu bleiben und nur Angebote auszusprechen! Der Beitrag hat mir wieder einen neuen Anstoß gegeben… Danke dafür! Viele Grüße Maxe

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