Fliegerstellung, Schlafanzug und die Muttermilch im Glas

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Ach süss sind sie, die kleinen Babys. Wenn sie so da liegen und an ihren Fingerchen nuckeln. Wenn sie mit ihren kleinen Äuglein die Welt bestaunen und vor allem eines tun: viel, viel schlafen. Und das erste Kind ist ja meistens auch recht brav und pflegeleicht, so im Nachhinein betrachtet.
Wenn es nämlich da ist, ist man schon auch furchtbar gestresst. Gerade wenn es, so wie unser erstes Kind, diese tollen Koliken hat. Ihr kennt das nicht? Dann seid froh. Das könnt ihr euch etwa so vorstellen: Ihr seid bis mindestens bis um 15 Uhr noch im Pyjama, ungeschminkt, ungekämmt und hungrig, weil ihr nämlich gar keine Zeit hattet euch umzuziehen, geschweige denn ein bisschen Farbe ins Gesicht zu klatschen. Warum? Weil das Baby ständig schreit und Blähungen hat und du nichts anderes tun kannst, als es in der Fliegerstellung durch die Wohnung zu tragen.

Und genau das tut man, weil es das erste Kind ist und man ja nichts falsch machen will. Hinlegen, das Baby schreien lassen und schnell duschen gehen, das macht man dann erst nach ein paar Monaten, wenn man schon etwas abgebrühter ist. Man wechselt ja auch alle 4 Stunden die Windeln, auch wenn sie noch gar nicht voll sind. Lässt das Essen sausen, weil das Kind ja immer genau DANN Hunger hat, wenn man am Tisch sitzt und die erste Gabel mit Essen in den Mund stopfen will. Man kocht auch jedes Mal den Schnuller mit heissem Wasser aus, wenn das Ding mal wieder auf den Boden gefallen ist und hat sich extra diesen unsäglichen Windeleimer angeschafft, weil das irgendwie im Laden cool ausgesehen hat. Bei jedem Piepsen guckt man ins Bettchen und fragt sich hundert Mal am Tag, ob das Kind wohl nicht zu kalt oder zu heiss hat. Wenn man arbeiten geht, pumpt man morgens um halb fünf wie eine Irre Milch ab, nur damit das Baby dann auch gesunde Muttermilch zu trinken hat, wenn man weg ist. Im Kühlfach liegt dann nicht mehr der Ben&Jerrys Kübel, sondern eingefrorene Muttermilch in Gläschen. Tonnenweise. Weil man ja immer Angst hat es könne nicht reichen, pumpt man (also mit man, meine ich im Fall mich), stundenlang mit dieser unsäglichen Milchmaschine, die so schreckliche Pumpgeräusche macht, dass man sich vorkommt wie eine Kuh im Stall, Milch ab. Und wenn das Kind dann keine Milch mehr trinkt hat man immer noch 32 volle, gefrorene Gläschen in der Gefriertruhe. Und nein: Ich habe sie nicht zum Baden gebraucht. Soll ja sehr gut für die Haut sein. Aber nein, ich bade nicht in meiner eigenen Milch. Uaaahh!
Man geht auch bei jedem Wetter mit dem Kind spazieren. Auch wenn auf dem Handy die SMS vom Wetterdienst kommt: starke Regenfälle. Dann stopft man das Kind in den Kinderwagen, montiert diesen saupraktischen Regenschutz und geht so einkaufen. Auch wenn man es schon nach zehn Schritten bereut, dass man überhaupt einen Fuss nach draussen gesetzt hat.
Ja beim ersten Kind ist man doch oft sehr unentspannt und tut Dinge, die man im Nachhinein manchmal selber gar nicht mehr so nachvollziehen kann. Aber das ist auch gut so. Das ist so ein bisschen wie bei der ersten Liebe. Da ist man auch noch so ein bisschen kompliziert, unsicher, möchte nichts falsch machen und benimmt sich dann oft wie ein Esel.
Beim zweiten Kind oder bei fortgeschrittenem Alter des ersten, ist man da schon ein bisschen gelassener. Man stellt sich auch schon mal auch bei schreiendem Kind unter die Dusche, nur damit man nicht aussieht wie Quasimodos Schwester. Vorbeugend stattet man dem Ostheopathen schon mal einen Besuch ab, damit das Kolliken-Geschrei gleich übersprungen werden kann. Man eignet sich eine Essenstaktik an, damit man mit dem stillenden Kind auf der Schoss ganz prima essen kann, spült den Schnuller dann einfach nur noch unter dem Wasserhahn ab, das Kind wird es nämlich überleben und stellt den furchtbaren Windeleimer in den Keller.

Weil a.) diese Plastiktüten ganz schrecklich stinken, b.) sauteuer sind und c.) ganz gewöhnliche M-Budget Plastiktütchen auch ausreichen um eine Windel drin zu entsorgen.

Man gibt dem süssen Fratz halt auch mal einen Schoppen, schläft dafür eine Stunde länger und lässt den Platz im Gefrierfach frei für viele Ben&Jerrys Kübel und das mit dem Spazieren nimmt man auch nicht mehr soooo genau. Wozu gibt es schliesslich LeShop und Co.?
Und das Tollste daran ist: Das zweite Kind hat das alles auch ganz prima überlebt. Es wächst und gedeiht, ist meist noch aktiver als das erste und wird es uns wohl später auch nie vorhalten, dass es eine Bio. Karotte weniger bekommen hat und auch mal eine Flaschenmilch trinken musste.

Auch wenn man Menschen, die grad Eltern geworden sind immer mal wieder mit super Tipps überhäuft, was sie doch tun und was lassen sollten. Was Sinn und was Unsinn ist – sie tun es trotzdem genau so, wie wir es beim ersten Kind auch getan haben. Man kann sich dann ein paar Monate oder Jährchen später nämlich die tollsten Geschichten darüber erzählen, was man alles so Lustiges in seinem Babywahn unternommen hat.

♥ Danke fürs Teilen ♥

Ein Kommentar

  1. facebook_Kathrin_Schipp.1467457747 am

    Furchtbar! Das stimmt alles ;)! Ich hab die ersten 2 Monate mit meiner Ersten fast den gesamten Tag im Pyjama auf der Couch verbracht, weil sie nur beim Stillen eingeschlafen ist und dann für ca. 10min geschlafen hat, sobald ich sie weggelegt hab um mal zur Toilette zu gehen, fing sie grad wieder zu schreien an….
    Raus zum spazieren hab ich mich so gut wie nie mit ihr getraut, geschweige denn zum einkaufen, weil sie nur geschrien hat sobald sie in den Kinderwagen kam. Tragetuch: noch schlimmer!
    Später sass ich dann 45min neben ihr am Bett um sie zum Mittagsschlaf hinzulegen, alleine einschlafen ging garnicht. Sie hat sich dann so eingeschrien, das sie sich 2h lang nicht mehr beruhigen liess.
    Irgendwann hat sich das dann von alleine gegeben…

    Im Nachhinein muss ich aber sagen, die versuchen einem im Laden grad beim ersten Kind so einen Müll anzudrehen, ist echt unglaublich! Gebärmuttergeräusche, Spezialmatratzen, Hängematten, Sterilisiergeräte, Fläschchenwärmer… unsre zweite hat das dann alles ohne den Krempel überlebt :D…

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