…und unsere die tägliche Drohung gib uns heute…

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Es gibt so Tage, da könnte man seine Kinderschar wirklich getrost auf den Mond schiessen oder man würde am liebsten selber in irgend ein Raketen-Ding steigen und davon sausen.
Wenn wir ehrlich sind, passiert das ja meistens dann, wenn wir eh schon ein bisschen auf Halbmast unterwegs sind. Augenringe, wieder mal zu wenig gepennt, volle Wäschekörbe, alles mal wieder vor sich hin geschoben, dann flattert noch eine Mahnung ins Haus, die Haut war auch schon besser, die Laune auch, seit Stunden sucht man den blöden Impfausweis, den man am Nachmittag brauchen würde und von den Kids gibt’s Gemotze übers Essen, Hausaufgaben machen wollen sie auch nicht und das Turnsäcklein mit dem nassen Badetuch liegt immer noch beim Eingang herum.
Und dann gibt es meist kein Halten mehr.

Wir stöbern kurz in unserer Droh-Bibel und los geht’s:

“Wenn ihr jetzt nicht sofort, diesen Saustall hier aufräumt, dann….”

“Wenn ihr jetzt nicht sofort aufhört zu motzen, dann….”

“Wenn ihr jetzt nicht endlich, dann…”

Besonders beliebt ist jeweils auch die Zählmethode:

“Ich sag’s nicht noch einmal: Eeeeins, zweeeei,….”

“Ich zähle jetzt noch bis drei und dann….”

Ja und dann?
Dann überlegen wir uns in Windeseile ein paar wunderbar, zum Teil auch sehr abstrakte Drohungen. Und schon während dem wir sie ausstossen hoffen wir inständig:

“Lieber Gott
bitte mach, dass die Kinderlein gehorchen, sonst muss ich den Mist den ich eben grad verzapft habe auch tatsächlich durchführen.”
Zum Beispiel:

…dann dürft ihr eine Woche nicht mehr TV schauen….
“Hilfe! Was sag ich da? Bin ich komplett übergeschnappt? Eine Woche keine Glotze? Wie soll ich dann bloss in Ruhe kochen?”

…dann lass ich dein Badetuch einfach in deiner Tasche verschimmeln….
“Ja klar! Das weiss ja jedes Pferd, dass ich das ganz bestimmt nicht machen werde. Das Tuch haben wir im letzten Urlaub gekauft und es war schliesslich sauteuer.”

…dann koche ich einfach eine Woche nicht mehr für euch…
“DAS wird ja prima klappen, die Kids sind 3 und 5 Jahre alt. Klar dass die sich dann selber einfach ein Steak braten.”

…dann kommst du erst wieder aus deinem Zimmer, wenn du aufgeräumt hast…
“Oh. Eine voll doofe Drohung. Irgendwann muss das Kind ja was essen oder aufs Klo. Und die Schule gibt’s ja auch noch…”

Und eben.
Während dem wir noch ein paar kleine Stossgebete zum Himmel schicken, hoffen wir untertänigst, dass die Kinderschar unsere wunderbaren Drohungen doch bitte ernst nimmt und nicht merkt, welche hirnverbrannten Dinge wir da grad gesagt haben.
Aber weit gefehlt.
Die Kids sind ja auch nicht doof. Vor allem wenn sie schon etwas älter sind, nehmen sie Drohungen sowieso nicht mehr ernst. Sie werden höchstens nur noch wütender oder frecher oder beides zusammen.
Und das klingt dann etwa so:

“…Mir doch Wuuuurscht. TV ist eh oldschool. Ich guck sowieso lieber YouTube Videos. Und ausserdem hab ich ja noch das iPad.””

“…Dieses hässliche Badetuch soll so lange vor sich hin schimmeln, bis es sich von selber auflöst. Das ist eh nur was für Babys. Wer hat in meinem Alter noch ein Badetuch mit einem Einhorn drauf?…”

“…Dann gehen wir halt zu Oma. Die kocht eh viel besser als du.”

“…Ich kann in meinem Zimmer bleiben? Echt? Dann muss ich nicht in die blöde Klavierstunde gehen, voll cool!”

Ja und dann ist man schon in diese “Droh-Spur” eingebogen und es gibt oft kein Halten mehr. Eine noch blödere Drohung folgt auf die nächste. Und während man so dasteht und seinen Kindern lauthals erklärt, was jetzt alles dann auf sie zu kommen wird, WENN SIE JETZT NICHT…, dann hört man sich manchmal selber ein bisschen zu und kann gar nicht fassen, welchen Blödsinn man da grad erzählt und dass es überhaupt gar nix bringt. Die Fronten werden nur noch mehr verhärtet, die Kids werden noch bockiger und am Schluss rennen sie mit lautem Gebrüll ins Zimmer und schlagen die Türe zu.
PÄNG!
Und dann, wenn es ganz still ist und man eigentlich definitiv gecheckt haben sollte, dass diese Aktion jetzt nicht von Erfolg gekrönt war, dann stampft man mit rotem Kopf zum Kinderzimmer, reisst die Türe auf und brüllt:

“Wenn du noch einmal die Türe so laut zu knallst, dann schraub ich sie aber eigenhändig ab und verbrenne sie im Garten.”

Ja klar.
Prima.
Super Idee.
Ganz, ganz toll.
Und sehr realistisch.

 

 

Erziehungsfalle
Was tun, wenn nicht drohen? Hier geht’s zum Artikel.
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