Nicht rufen und brüllen – Hingehen!

0

«Haaaalloooo! Waaas hab ich jetzt gesagt?»
«Jetzt koooommt mal endlich!»
«Mach mal die Musik leeeeeiser!»
«Jetzt laaass den Kleinen in Ruuhhheeee!»
«Wir kööönnen eeeesseeeen!»

Kennt ihr das auch?
Dieses Gebrüll, das wir Eltern tagtäglich veranstalten.
Ständig rufen wir unseren Kindern irgend etwas zu. Dass sie etwas tun oder lassen oder dass sie eine Anweisung befolgen sollen.
Wir rufen von A nach B, meistens mehrmals und immer lauter. Meist so lange, bis die Kids auch irgendetwas zurück brüllen wie:
«Hääähh! Waaas hast du gesagt?»
«Nein, ich kaaaann grad nicht!»

Irgendwann marschieren wir dann halt doch total genervt in den 1. Stock, um unser Anliegen vor Ort zu platzieren. Vom vielen, lauten Rufen, haben wir dann meistens schon eine ordentliche Wut im Bauch.
Eine wirklich anstrengende Methode, die wir uns da angewöhnt haben, obwohl sie in den meisten Fällen eh nicht funktioniert.
Und wenn Eltern viel herum brüllen, dann tun das die Kids oft auch. Es entsteht dann ein permanenter Lärmpegel, der einfach nur anstrengend ist, uns frustriert und auslaugt.

Kinder vergessen sich oft in ihrer eigenen, kleinen Welt

Wenn Kinder mit etwas beschäftigt sind, wenn sie spielen, zeichnen, malen, sich verkleiden, Bücher anschauen, Musik hören, tanzen, mit ihren Plüschtieren sprechen, mit einer Freundin chatten, sich frisieren, mit Dinosauriern kämpfen, eine Ritterburg bauen, ein Puzzle machen oder ihre Puppen füttern, dann sind sie in ihrer eigenen Welt. Sie stecken unter einer grossen Blase, in der nur sie, ihr Spielpartner, ihre Spielsachen, ihr Spiel Platz haben. Sie sind eingepackt in ihrer Fantasiewelt und hören dabei meistens gar nix. Vor allem nicht, was wir Eltern schon wieder von ihnen wollen und schon gar nicht, wenn wir von weit weg irgend etwas brüllen (meistens auch noch etwas Unnötiges).
Wenn Kinder also nicht gehorchen, sprich: uns nicht zuhören, dann geschieht das oft nicht aus bösem Willen, sondern weil sie es einfach nicht mitkriegen.
Manchmal filtern die Kids aber auch einfach unsere Anweisungen und ordnen sie nach ihrer eigenen Wichtigkeit:
«Zähne putzen?
Nö. Das muss jetzt nicht grad sein. Tu ich einfach so als hätt ich das nicht gehört.»

«Nachtisch essen? Schoggi?
Ja klar. Unterbrech ich mein Spiel rasch einen Moment.»

Auch ältere Kids hören uns ganz oft nicht, wenn wir in der Wohnung herum brüllen. Weil sie (ab und zu) Hausaufgaben machen, (häufiger) laut Musik hören, (sehr oft) chatten, YouTube oder Instagram Videos anschauen.

Warum wir Eltern ständig irgend etwas rufen und brüllen?

Hmm. Gute Frage eigentlich.
Vielleicht weil wir einfach zu faul sind, um zu den Kindern hinzugehen?
Vielleicht weil die Anweisung gar nicht sooo wichtig ist und wir es dann nach dem ersten oder zweiten Brüllen aufgeben und später noch einmal versuchen?
Vielleicht weil wir es uns so angewöhnt haben?

Was könnten wir denn sonst tun?

Die Antwort habt ihr wohl alle bereits auf den Lippen, stimmts? :-)
Also.

1. Vorher überlegen:
«Ist das wichtig? Muss ich das JETZT in dem Moment sagen? Braucht es diese Anweisung überhaupt?»
Wenn ja:

2. Zu den Kindern HINGEHEN:
Ja, ja das ist halt dann manchmal anstrengend immer dieser lange Weg ins Kinderzimmer oder raus in den Garten…
:-)

3. Die Aufmerksamkeit gewinnen:
Das heisst, einen guten Moment abwarten.
Sich auf Augenhöhe mit dem Kind begeben.
Es mit Namen ansprechen.
Den Kontakt zu ihm herstellen, in dem man es z.B an der Hand oder an der Schulter berührt.

4. Die Anweisung ruhig und klar formulieren:
Achtung: Keine Frageform.
Denn bei Fragen wie: «Kommst du jetzt bitte? Würdest du jetzt bitte die Zähne putzen?» kann das Kind mit “Ja” oder “Nein” antworten.
Und ihr wisst ja selber, welche Antwort dann meistens kommt… :-)

Also. Die Anweisung klar und ruhig formulieren:
«Ich möchte jetzt, dass du…»
«Komm bitte…»

5. Dem Kind einen Moment Zeit geben, die Anweisung zu verstehen und zu begreifen:
Also die Anweisung innerhalb der nächsten 10 Sekunden nicht gleich zwei oder drei Mal wiederholen.
Bleibt bei euerem Kind und zählt LEISE UND STILL, langsam auf 5.
Das Kind muss die Anweisung erst hören und es braucht einen kurzen Moment um zu begreifen, was ihr von ihm möchtet.
Und natürlich den Humor und die Fantasie nicht vergessen. Dann klappt das meistens auch nochmal viel besser…

Also: Wenn ihr das nächste Mal unten an der Treppe steht und brüllt:
«Wie oooft muss ich denn noch ruuuufen?»
«Haaaalloooo?»

Dann denkt daran: 
«Oh ja, stimmt! Nicht rufen, nicht brüllen!
Hingehen!»

Weitere Ideen und Tipps, wie das mit den Anweisungen noch etwas besser klappen könnte, findet ihr hier.

♥ Danke fürs Teilen ♥

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Diese Website benutzt Google Analytics. Bitte klicke hier wenn Du nicht möchtest dass Analytics Dein Surfverhalten mitverfolgt. Hier klicken um dich auszutragen.