Überlebenstipps für den Erziehungsalltag

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Oh ja.
Wir könnten uns jeden Tag an die 100 Mal über unsere Kids aufregen. Schuhe im Eingang, Zähne nicht geputzt, Hände nicht gewaschen, Schulsachen die irgendwo wild verstreut herum liegen. Oder Sportsachen, Postkarten, T-Shirts, Jacken auf Treppen, draussen vor der Türe in Badezimmern. Anweisungen, die nicht befolgt, Hausarbeiten und Aufgaben, die nicht erledigt werden, unordentliche Zimmer, Berge von dreckigen Kleidern, die in Zimmern liegen. Trotzanfälle an allen möglichen und unmöglichen Orten.

Wir könnten uns aufregen über Widerworte, freche Antworten, über Schimpfwörter, Streit der Geschwister, übers nicht gehorchen, über Kinder die uns provozieren.
Ja darüber können wir uns 100 Mal am Tag aufregen. Tun wir ja oft auch, wir regen uns ganz furchtbar darüber auf, wir schimpfen, drohen, schreien und brauchen enorm viel Nerven. Wir ärgern uns dann meistens am Abend und denken nicht selten: “Was um Himmelswillen mach ich hier eigentlich? Ich rede und rede und niemand hört zu. Ich bin geschafft, erledigt, mit den Nerven am Ende.”

So und jetzt, was kann man tun?

1. Jammern, am besten bei Elternplanet auf Facebook. :-)
2. Hoffen, dass es irgendwann mal, wenn die Kinder 18 sind, besser wird.
3. Dem Mond, dem Schnee, den Zähnen, der Schwiegermutter, die Schuld geben
4. Weiterlesen, sich ein paar Gedanken zu den Situationen machen und etwas ändern.

Ihr wollt ein paar Überlebenstipps für den Erziehungsalltag?
Bitte sehr.

1. Genau beobachten

Situationen, die immer wieder zu Stress, Ärger und Diskussionen führen, einmal in Ruhe beobachten. Wann genau passiert es, was ging dem Streit, dem Frust voraus? Wie oft am Tag passiert das denn? (Am besten eine Strichliste führen, da es meistens weniger oft passiert, als man das Gefühl hat). Verabschiedet euch auch von der Vorstellung, dass es nur bei EUCH so läuft. Dass nur EURE Kids sooo “schlimm” sind, dass es bei allen anderen doch super läuft.
Stimmt nicht.

2. Regeln besprechen/Reminder machen

Mit den Kindern zusammen sitzen und ihnen genau sagen, WAS euch stört und was ihr euch wünscht.
(“Mich ärgert, dass ich euch ständig daran ermahnen muss, eure Sachen wegzuräumen). Überlegt euch gemeinsam, welche Lösungen es gibt. Was braucht es, damit die Situation besser wird und sich alle wohl fühlen. Unbedingt die Kids mit einbeziehen. Sie haben oft selber sehr gute Ideen und sollen diese mit einbringen. Zusammen Vorschläge, Ideen sammeln und aufschreiben. Ihr könnt diese als Reminder oder auch als Regeln bezeichnen. Wichtig ist es, diese aufzuschreiben und aufzuhängen, damit sich die Kinder an Hausarbeiten erinnern oder nicht ständig vergessen, ihre Jacken aufzuhängen. Ihr könnt das lustig und fantasievoll gestalten: Zeichnen, schreiben, ausschneiden, aufkleben.
Bei etwas älteren Kindern könnt ihr das “Regelblatt” auch von allen unterschreiben lassen.

3. Gut vorausplanen

Sagt euren Kids immer wieder, was als nächstes passiert. Überrascht sie nicht mit euren Anweisungen. “Laut denken”, ist das Motto. Für die Kinder ist es wichtig, dass sie früh genug wissen, wo es hin geht, mit wem, wie lange und womit. Deshalb immer gut vorausplanen. Teilt den Tag in “kleine Häppchen” und sagt ihnen immer die nächsten Schritte voraus. Gerade bei Kindern im Trotzalter ist das sehr wichtig und kann so manchem Trotzanfall vorbeugen.

4. Richtige Anweisungen geben

Überlegt euch immer vorher: Ist das wichtig, muss ich das jetzt sagen? Hier gilt: Weniger ist mehr. Die Kids nicht ständig mit Anweisungen zu texten, reden, reden reden. Sagt die Dinge, die wichtig sind, für alles andere gilt: Klappe halten! :-)
Geht zu den Kindern hin, nicht von weit weg rufen und formuliert positiv. Sagt, was sie tun sollen und NICHT, was sie nicht tun sollen.
“Ich möchte, dass du deine Lego in die Kiste packst und deine Zähne putzen gehst.”
Oder:
“Räum bitte deine Legos in die Kiste und geh die Zähne putzen.”
Gebt den Kindern einen Moment Zeit zu gehorchen, (LEISE auf 5 zählen) und wiederholt die Anweisungen nicht 10 Mal hintereinander.

5. Kinder motivieren

Ganz Vieles funktioniert besser, wenn wir ein bisschen Fantasie und Humor einsetzen. Schimpft nicht einfach mit euren Kids, motiviert sie. Zaubert, macht ein Wettrennen, sprecht mit einer lustigen Stimme, nehmt die Plüschtiere zu Hilfe. Gerade wenn ihr merkt, dass eure Kids überhaupt keine Lust haben, dies oder jenes zu tun. Legt den Fokus aufs Positive. Lobt und ermutigt, wenn’s gut läuft und versucht nicht immer nur dann ein Feedback zu geben, wenn etwas daneben läuft.

6. Sich in Gelassenheit üben

Immer daran denken:
WIR sind die ERWACHSENEN.
Es ist nicht nötig, dass wir uns in “kindliche Machtspiele” verstricken. Wir müssen nicht alles, was unsere Kids kommentieren, zurück kommentieren. Auch wenn es uns vielleicht ärgert.
“Du findest ich sei eine blöde Mami? Blöde Mamis können aber keine Brote schmieren.”

Auch Ironie funktioniert bei Kindern schlecht.
“Ah, Madame hat sich ja heute morgen auch wieder ganz schnell angezogen…”
Wenn Kinder das letzte Wort haben (wollen), dann lasst sie. Ignoriert das einfach, sprecht von etwas anderem, lenkt sie ab. Das bringt mehr, als sich in endlose Diskussionen zu verstricken. Wenn Kinder jammern, nörgeln, mit anstrengender Stimme sprechen, ignoriert das einfach. Geht nicht gross daraus ein. Je mehr und je öfter ihr solches Verhalten kommentiert, umso interessanter wird es und ihr schenkt diesem Verhalten einfach zu viel Aufmerksamkeit.
Ja, ja. Klingt immer so einfach, ich weiss. Trotzdem: Immer wieder versuchen, sich selber immer wieder zu hören. Bin ich wieder im “Bla Bla Modus”? Warum kommentiere ich das und lass mich wieder in eine endlose Diskussion verwickeln?
Stop.
Aufhören damit.
Es schont eure Nerven.

7. Nicht alles so persönlich nehmen

Vieles was Kinder tun, tun sie nicht um uns zu ärgern. Sie überlegen sich nicht 30 Minuten vorher, was sie jetzt genau wo und wie tun könnten, damit sie uns auf die Palme bringen. *auchwennmanesmanchmaldasGefühlhabenkönnte
Also.
Steht manchmal einen Schritt zurück, seid nicht zu nah den Kindern dran, atmet tief durch und nehmt es nicht allzu tragisch.

8. Tut euch etwas Gutes

Nur wer selber zufrieden ist, seine eigenen Bedürfnisse beachtet, der kann auch ruhiger und gelassener bleiben. Will heissen: Die Mittagspause ist heilig, gönnt euch mal eine Pause, stellt den Staubsauger in die Ecke und den Wäschekorb wieder zurück in den Keller. Trinkt einen Kaffee, lest Zeitung, macht einen kurzen Mittagsschlaf. Organisiert euch mal einen Hütedienst, geht mal alleine in die Stadt, alleine einkaufen, mit einer Freundin etwas trinken. Wenn euch die Decke auf den Kopf fällt, organisiert euch, besucht Krabbelgruppen, auf den Spielplatz mit anderen Mamis oder Papis.
Macht den Kindern am Abend was zu Essen, bringt sie ins Bett und geniesst mal wieder ein Essen ohne Kindergeschrei.

Und jetzt:
Tief durchatmen, Schoggi essen, Kaffee trinken, diese Seite ausdrucken.

Morgen ist ein neuer Tag und ihr habt wieder unzählige Situationen um das zu üben. :-)

 

♥ Danke fürs Teilen ♥

4 Kommentare

  1. beatrice am

    Danke für diese super tollen Tipps.im Grunde weiß man das ja alles aber in einer Situation wie die oben beschrieben sind denkt man viel zu wenig daran und verstrickt sich ins Alte Muster.

  2. JuNi-Mama am

    Die Sache mit dem “letzen Wort” ist schon wahr… ich arbeite mal dran… :-)

  3. Warum ist es bloß so schwer das einzuhalten, wenn es doch der einfachere Weg ist …

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