Von Osterhasen, Weihnachtsguetzlis und Bikinis

3

Ihr kennt das. Es ist Sommer, draussen für zwei Tage mal 30 Grad, ihr geht einkaufen und was seht ihr dort fies grinsend im Gestell hängen: MÜTZEN! WINTERMÜTZEN! Mit dicker, warmer Wolle und Bommeln und Mustern. Ihr erinnert euch vielleicht, ich habe euch am 16. August ein Bild dazu auf der Elternplanet Facebook Page gepostet und ihr habt auch fleissig mitgeholfen den Kopf zu schütteln und zu kommentieren.
 

 

 
Warum ich das jetzt wieder thematisiere, stehen doch die kalten Tage schon bald wieder vor der Türe?
Weil sich eine Nutzerin auf der MIGROS Seite darüber aufgeregt hat, dass man im September schon Weihnachtsguetzli kaufen kann. Darauf ist eine grosse Diskussion entbrannt, die Migros hat sich auch dazu geäussert und clever wie immer reagiert.
Und zwar so:
“In diesem Sinne spenden wir für jeden Like bis 18 Uhr, für jede Kundenrückmeldung, die wir bis jetzt erhalten haben, 100g Guetzli an Kinderheime in der ganzen Schweiz – insgesamt also 13‘696 mal 100g.” (Den ganzen Post findet ihr auf der Facebook Seite der Migros).

Und so geht das jedes Jahr:
Mützen im September, Strumphosen im Juli, T-Shirts ab Februar, Bikinis im März, Weihnachtskugeln und Lametta im August. Und eben bei den Lebensmitteln ist es nicht anders. Die Detailhändler wollen uns immer wieder weismachen, dass “die Kunden, das so wollen”.
Aber jetzt mal ehrlich: Wie kommen die drauf. Gibt es tatsächlich Kunden, die mit Transparenten vor den Supermärkten stehen und laut brüllen: “Mandarlindli im September, Sandalen im Februar!” Die Transparente in die Luft halten auf denen steht: “Wir kaufen bei euch nicht mehr ein, wenn ihr im August keine Weihnachtsguetzli mehr verkauft.” ? Gibt es Sitz-Streiks vor den Geschäften, damit die Osterhasen schon im Februar in den Regalen stehen? Eben.
Und die Erklärung, dass sie das tun, damit man sich früh genug mit den “gewünschten Produkten eindecken kann, es somit stressfreier ist und man den Einkauf mehr geniessen kann” ist ja auch totaler Quatsch. Ich stelle meinen Weihnachtsbaum ja auch nicht schon im Oktober in die Stube, nur damit ich ihn länger anschauen kann.
Wir sind ja nicht blöd. Wir wissen, dass es Detailhändler A nur macht, weil es eben Detailhändler B auch tut. Aus Angst, dass die Kunden, drei Monate vor Ostern die Osterhasen dann halt bei der Konkurrenz kaufen. Jeder immer ein bisschen früher. Deshalb schlendern wir in den Wintermonaten dann halt alle, dick verpackt mit Wintermantel und Co. um die Gestelle mit den Bikinis herum.
Ja, es gibt Schlimmeres. Da habt ihr Recht. Es ist ein Luxusproblem und es ist ja jetzt auch nicht so, dass ich mich über dieses Thema stundenlang aufregen könnte.
Aber trotzdem: Ich finde auch, dass die Weihnachtsstimmung etwas verloren geht, wenn man den Weihnachtskugeln und dem Engelshaar schon seit September bei jedem Einkauf begegnet.

Aber was tun? Blogartikel schreiben, sich auf den Facebookseiten beschweren, Kommentare schreiben? Oder einfach das Zeugs nicht mehr kaufen? Aber sie sind halt schon schampar lecker, die Weihnachtsguetzli und die Fasnachtschüehli und die schwarzen Schoggi-Osterhasen. Egal ob im Februar, März, November oder Dezember.
Hallelujah!

♥ Danke fürs Teilen ♥

3 Kommentare

  1. Weihnachten hat nicht unbedingt was mit Christ sein zu tun. Ich habe jedenfalls noch nie einen Weihnachtsmann neben der Krippe stehen sehen. ;-)

    Das Verhalten der Geschäfte erinntert mich SEHR STARK an alte DDR-Zeiten: wir sind die Woche mind. 3x durch alle möglichen Läden gepilgert – es könnte etwas geben, das man brauchen kann. In der DDR gab es nämlich NIE das was man brauchte zur richtigen Zeit. So haben wir mit 13 schon angefangen anständige Handtücher zu kaufen – für die “Aussteuer”. Wer weiss, wenn man auszieht von daheim gibt’s wahrscheinlich grad nix. Oder wenn es Lieferung im Buchladen gab, musste man gleich da sein, um ein Exemplar eines interessanten Buches zu ergattern. Beim Musikgeschäft musste man auf jeden Fall Bekannte hinterm Tresen haben. Nur so kam man zur “Bückware” – begehrte LPs von Alan Parsons Project oder Jean-Michel Jarre.
    Und so hat man eben auch gerne mal Mützen gekauft, wenn die Spätsommer-Sonne noch Sonnenbrand beschert hat, Winterkleider, die im Frühjahr heraus kam (weil der VEB-Betrieb seinen 5-Jahr-Plan auf Gewicht der hergestellten Kleider ausgelegt hat und deshalb eben was Schweres ausliefert, um beim Parteitak des ZK der SED im guten Licht dazustehen) und Schocki-Osterhasen, wenn Weihnachten gerade vorbei war. Inzwischen wissen wir ja alle, dass die nicht verkauften Schocki-Weihnachts-Rentiere (Internationalisierung auch im Bereich der Sujets) ausgepackt und in Osterhasen verwandelt werden.

    Mich macht das ganze traurig, weil es wirklich eine Verarmung unserer Gesellschaft darstellt. Die Symbole der besonderen Zeiten werden inflationär gehandelt und das richtige Bewusstsein für etwas Schönes und Spezielles geht verloren.

    Wer sich beschwert, dass es einen wegen der “Erziehung der Bälger” stöhrt, der hat selber wohl keine Kinder. Denn der wüsste, dass Erziehung etwas mit Vorbild-Sein zu tun hat. Und dazu gehört die Vermittlung bestimmter Werte. Wenn mir empfohlen wird, daran vorbeizugehen und es zu ignorieren – wie soll ich meinen Kindern beibringen, ab wann sie es denn tatsächlich wahrnehmen und würdigen sollen?

    In diesem Sinne:
    schon mal schöne Weihnachten allerseits!
    Ich

  2. Ohne gemein zu sein für mich gibt es kein weihnachten da Weihnachten ein Fest der Christen ist und ich bin kein Christ ich würde dieses Fest auch keinem Kind aufzwängen wenn ein Kind Weihnachtn feiern will Soll und MUSS es an Gott glauben und ein vollwertiger Christ werden.
    man sollte entweder alles oder nichts nehmen.
    Ich möchte deine Seite nun aber nicht zumüllen und eine Disskusion mit meiner Glaubensansicht auslösen.

    Hier in Norddeutschland gibt es keine wie nennst du die? “guetzlis” aber anderen kram ich war schockiert als ich sah das Aldi schon jetzt anfängt mit Weihnachtstischen ich dachte mir nur “wir hatten nichtmal Halloween”. Dennoch fröhlich die Dominosteine eingepackt :)
    Denn wie gesagt für mich gibt es kein Weihnachten und Dominosteine schmecken super!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Diese Website benutzt Google Analytics. Bitte klicke hier wenn Du nicht möchtest dass Analytics Dein Surfverhalten mitverfolgt. Hier klicken um dich auszutragen.