Ich, das super Vorbild

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Verdammt. Es ist so schwer ein gutes Vorbild zu sein.
Wirklich jetzt.
Ihr wollt ein paar Beispiele? Ok.

1. Zähne putzen:
Ich sage: “Ihr müsst nach dem Mittagessen noch die Zähne putzen. Das muss man und zwar 3 Mal am Tag sonst gibt’s Löcher.”
Ich tue: Das Gegenteil. Trinke den Kaffee am Mittag lese die Zeitung, tu dies und das und schwupps ist Abend. Die Zahnbürste noch trocken.

2. Süsses essen:
Ich sage: “Ihr könnt ein paar Guetzli nehmen. Aber sicher nicht grad die ganze Schachtel auf einmal mampfen.”
Ich tue: Das Gegenteil. Schnapp mir am Abend die Guetzli, die ganze Schachtel natürlich, guck Greys Anatomy und weg sind sie.

3. Vor dem PC hängen:
Ich sage: “Ich will, dass ihr den iPod jetzt weg legt. Das geht gar nicht, die ganze Zeit immer an dem Ding rumzuhängen. Jetzt ist Schluss. Das bleibt jetzt ausgeschaltet.
Ich tue: Genau das Gegenteil. Ständig am iPhone hängen. Irgendwas nachschlagen, twittern, facebooklen, lesen, Mails beantworten.

4. Infozettel verlieren:
Ich sage: “Jetzt gopf, wo hast du den Zettel vom Volleyball jetzt schon wieder hingelegt? Aha, zerknüllt in der Sporttasche? Super, dort am Anschlagbrett aufhängen musst du ihn.”
Ich tue: Genau das Gegenteil. Der Kinderchorzettel liegt im Altpapier, die HeLa Anmeldung für die Pfadi sonst wo und der Zahnarzttermin ist nicht eingetragen.

5. Dinge sofort erledigen:
Ich sage: “Räum das Zeug jetzt endlich weg, es gehört nicht auf die Treppe. Sortier mir die alten T-Shirts aus. Aber mach es jetzt. Ich will es nicht unzählige Male wiederholen.
Ich mache: Genau das Gegenteil. Das Feuerabzeichen der Pfadi, das ich annähen sollte liegt immer noch im Schränkchen. Genau so wie die Schwimmabzeichen. Die Blätter hab ich nicht eingeordnet und der Krankenkasse hab ich auch immer noch nicht angerufen. Getreu dem Motto: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe einfach so lange, bis dir das Wasser bis zum Halse steht…

6. Sachen versorgen:
Ich sage: “Echt jetzt. Die Schuhe gehören in den Schrank, nicht hier auf den Teppich. Das Turnsäcklein liegt immer noch hier herum. Gruss vom nassen Badetuch, das sich darin befindet. Räum die Sachen einfach immer gleich weg, wenn du nach Hause kommst”.
Ich mache: Genau das Gegenteil. Meine Sporttasche von gestern, steht fröhlich im Gang. Inkl. nassem Badetuch. Auf der Treppe tummeln sich seit 2 Tagen, die einzelnen Socken, die ich oben in unsere “Das-sind-Socken-von-denen-es-nur-noch-einen-hat” Kiste schmeissen sollte.

So geht das weiter und weiter. *ihrkenntdas

Ich kann mich ja immer wieder rausquatschen, ein bisschen mogeln oder schummeln, damit es den Kids nicht grad so extrem auffällt, dass ich mich in vielen Situationen selber überhaupt nicht daran halt.
Aber es ist doch so: Wir verlangen von unseren Kids tagtäglich Dinge, die wir selber nicht einhalten können oder wollen. Dazu gehört zum Beispiel auch anständig miteinander zu reden und in normalem Ton, keine Drohungen, nicht ständig und überall irgend etwas zu sagen und unser Gegenüber zu zutexten.
 

Warum wir das tun?
Weil wir faul sind oder nachlässig?
Oder weil wir denken: “Hey, wir sind ja die Eltern, das gilt für uns nicht.”
So ein bisschen nach dem altmodischen und immer wieder gern kommunizierten Motto: “So lange du die Füsse unter meinem Tisch hast, tust du was ich sage!”
(Auch wenn ich als Mama oder Papa genau das Gegenteil von dem tue, was ich von dir verlange. Ich dir also kein gutes Vorbild bin und du das sehr wahrscheinlich überhaupt nicht nachvollziehen und verstehen kannst.)

So, und bevor ich morgen meckere, dass die Schuhe der Kids wieder unter dem Tisch liegen,
räum ich jetzt meine zuerst schnell ins Schränkchen.

Bevor ich morgen sage, das Glas mit dem Sirup stehe immer noch auf dem Tisch beim TV,
räum ich meine Kaffeetasse weg.

Bevor ich morgen vorwurfsvoll auf den Kleiderberg im Badezimmer tippe,
verstecke ich den Wäschekorb mit der ungebügelten Wäsche, der seit Tagen hier rum steht, im Keller.
Bügeln tu ich dann morgen Abend.

Denn ich, bin ja schliesslich ein super Vorbild… ;-)

♥ Danke fürs Teilen ♥

2 Kommentare

  1. Die Kinder lernen auch, dass Anspruch und Wirklichkeit nicht immer eins sind. Und so lange man nur “nervige” Dinge falsch vormacht (Unordnung, Aufschieben) und keine wichtigen Dinge, ist es harmlos.
    Wichtig fuer mich in dem Fall: nicht stehlen, nicht luegen, keine Gewalt.

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