Das lebendige Znüni

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Es gibt eine Sache, die muss ich einfach mal ansprechen. Nein, nicht das mit dem Sex nach der Schwangerschaft. Auch ein schwieriges Thema. Auch nicht die Frage, warum Männer eigentlich immer so laut niesen.
Es geht ums Znüni. *istsoeinSchweizerAusdruck. Will heissen: Das Pausenbrot.
Ja, Brot sollte es ja eigentlich sein, am besten Vollkorn von Hand geschrotet, aus glücklichem Weizen. Oder Gemüse-Sticks, liebevoll geschnitzt. Klar, am frühen Morgen schnitzt sich’s immer besonders liebevoll. Oder Spiesschen mit Bio-Tomätchen, Mozzarella Stückchen und Radieschen Scheiben.
 
Ich hab, Ehrenwort, mal kurz diese Spiesschen gemacht. Auch sehr liebevoll. Aber versucht mal den geschnittenen Mozzarellakäse auf diese Holzspiesse zu quetschen, so dass sie auch dran bleiben… Nö, nö. Solch anspruchsvolle Arbeit in aller Herrgottsfrühe ist nix für mich. Also, die Spiesse überlass ich dem Pausenkiosk und den gibt’s Gott sei Dank immer am Mittwoch in der Schule. Aber erst wieder ab Frühling. Leider. *dasgehtnochsehrlange
Ich mag den Pausenkiosk wirklich. Dann muss ich nämlich einmal weniger studieren, welches z’Nüni ich den Mädels mitgeben soll. Gesund soll es sein. Klar, abwechslungsreich und nahrhaft. Steht da in dem “Gesund essen in der Pause” Büchlein.
Aber manchmal bin ich am am morgen ein bisschen in Zeitnot, da kann ich nicht noch dreieinhalb Minuten lang Gurken schneiden und in Vollkornbrote mit Hüttenkäse legen und mit Schnittlauch verzieren. *ichkönntewürdich5Minutenfrüheraufstehen

Manchmal hab ich einfach Lust eine böse Milchschnitte und einen gewöhnlichen Apfel in die Tüte zu stecken. Das ist dann genau dieser Apfel der dann unangetastet wieder zurück kommt. “Es hat für den Apfel leider nicht mehr gereicht, Mama, sorry.” Dazu der Hundeblick, ihr kennt das. Immer hab ich bei der Milchschnitte ein schlechtes Gewissen, na ja, so ein bisschen. Weil sie ja so ungesund ist, obwohl die Werbung penetrant was anderes behauptet. Deshalb geb ich sie, zum Leid meiner Kinder, auch eher selten mit. Und manchmal, wenn ich dann am morgen noch diese dreieinhalb Minuten Zeit habe und mir Mühe gebe und Radieschen schneide und die zusammen mit leckerem Schinken ins Vollkornbrot stopfe, kommt das Brot unangetastet am Mittag wieder zurück. “Der Patrick hatte drum heute Geburtstag und seine Mutter hat Brötchen und Schoggi-Stängeli (auch so ein Schweizer Wort) mitgebracht.” Und immer wieder passiert es, dass mein Wunder-Znüni, nur halb aufgegessen noch im Papiertütchen liegt, weil die Laura nämlich Chips dabei hatte und der Simon diese Darvida mit Schoggi.
Das Papiertütchen mit meinem Znüni liegt ganz unten in der Schultasche, in der Schultasche viele Bücher, 3 Paar Handschuhe und viele Tauschbildchen der aktuellsten Migros-Sammelaktion.
Dort liegt es dann und wartet geduldig, bis es jemand aus der Tasche fischt. Meistens bin ich das und es wandert dann schlechten Gewissens in den Müll. Nein, essen kann man es dann beim besten Willen nicht mehr. Ja und dann gab es auch schon Znünis, die mussten lange im Plastikböxchen ausharren.
Sehr lange.
Dann nämlich, wenn Ferien sind und die Schultasche mal einfach in die Ecke gestellt wird und niemand danach fragt, ob vielleicht noch was halbwegs Essbares drin ist.

Und dann, wenn man am letzten Tag, nach den aufregenden Sommerferien die Schultasche aufmacht, sieht man schon auf den ersten Blick, dass hier was entstanden, man könnte schon fast sagen: gewachsen ist.
Die Box hat eine andere Farbe angenommen, sie ist jetzt grau schwarz.
Aus Neugier öffnet man sie trotzdem kurz und sieht, was man nicht sehen wollte:

Ein lebendiges Znüni.

♥ Danke fürs Teilen ♥

7 Kommentare

  1. Hehe,

    das kenn ich nur zu gut…

    Die Sache mit dem Mozzarella lässt sich allerdings gut lösen! Es gibt nämlich mittlerweile diesen in bereits kleinen Kugeln. Die kann man einfach mit Cocktailtomaten und Basilikum auf Spieße stecken :)

    Also ich muss ehrlich sagen, ich hab meinem Kind noch nie Milchschnitte mitgegeben. Ich liebe diese Dinger, ehrlich … die sind sau lecker … aber ich verzichte seit langem auch darauf.

    Manchmal landet aber ein Joghurt mit der Ecke (die gibts nun auch in Klein!!) in der Tüte.

    Was wir ganz viel machen und was eigentlich immer gegessen wird ist Salat. wir essen Abends immer Salat. Es bleibt immer was übrig und ich pack den am nächsten Tag dann immer meinem Freund und meinem Sohn ein.

    (Ich muss nämlich für meinen schon erwachsenen Freund früh’s auch ein Brot schmieren…)

    Er wünscht sich dann auch immer “mach mal Salat oder Gurke oder Paprika auf das Brot” … pff…. Als ob ich frühs nicht genug zu tun habe…

    Jaja aber ab und zu mache ich auch schon mal Petersilie auf das Brot…und Salat… und Gurke…

    Ab und zu gibts dann auch mal das böse Weiß- oder Toastbrot mit in die Schule…

    Ein Glück isst mein Sohn immer das Obst und Gemüse oder eben den Salat und naja…. das Brot meistens wenigstens zur Hälfte…
    Wir hatten an warmen Tagen auch schon Sonntag Abend beim schultaschepacken große oder kleine Lebenzuchten in den schönen durchsichtigen Brotdosen…
    Puh und wenn man das auf macht kommt einem richtig schön stinkender Staub entgegen geflogen… *würg*…

    Naja ich glaube, da können wir alle ein Lied von singen :)

  2. Grusel … aber wir sitzen alle im gleichen Boot!
    Ich mache die Znünibrote immer am Abend und wickle sie gut ein, dann kommen sie in den Kühlschrank. Meine Tochter liebt Wurstbrote mit Gurke, Salat und etwas Mayo (ähem). Mein Sohn issts meistens so nicht, schade. Es klappt nur mit Silserbrötchen oder mit einem “Hühnerhaufen”, dh. kleinen Trockenfleischstücken, Käsewürfeln, kleinen Tomaten und zur Zeit getrockneten Äpfeln. Vor Geburtstagskuchen ist man in der Primar allerdings nie sicher … und dann heissts adieu Böxli!

  3. ohherrjehmine.
    Das erinnert mich an mich. *schauder*
    Nein oh nein. Ich war echt eine Heldin auf diesem Gebiet. Dass mein Znüni eigentlich schon fast den Schulweg hätte selbst mitlaufen können, ist kein Wunder. Irgendwie haben es die Znüniresten nie pünktlich aus dem Thek geschafft. *iiiiiik* Ja, Kathrin, ich weiss, was Du jetzt durchmachst. Und meine Mutter tut mir jetzt grad bizzeli leid. So im Nachhinein. Wäh.
    Aber die Pausen waren viel viel wichtiger um Boylis nachzulugen. Wükki. Da hat das mit Liebe hergerichtete Vollkorn-urdinkel-schrot-Brot (selbstgebacken, versteht sich) echt zweiter gemacht. Sorrygell.

    Ohjeh. Es sind Ferien. Ich glaub, ich tschegg grad mal das Kindsgitäschli meiner Kindsgitochter ab. *bindannmalweg*.

    oh oh wähk. Mir graut!

  4. Grins :-) bei uns muss es in der SG und im Kindergarten ohne Zucker, Schoggi etc sein. Ich bin froh drum. Ich habe eines der Mädchen wo ich schauen muss was sie isst, was in den drei Schuljahren schon viel schwieriger ist. Ich gebe immer etwas gesundes (Früchte, Gemüse Beeren) und etwas dazu mit. Bei der großen ist das etwas Käse oder 5 Nüsse. Die mittlere bekommt dazu Kohlenhydrate weil sie kaum isst am morgen und der Jüngste je nach Wunsch. Dazu gibt es Wasser, das Znüni packe ich in Dosen und die werden vor dem Mittagessen in die Küche gelegt. Klappt so bestens und ist bei uns kein Theater mehr. Als es das war habe ich so eine ideale Znüni liste (wurde im Kindergarten abgegeben) aufgehängt und die konnten am Abend aussuchen…..

  5. Rahel Marty am

    Lebendige Znünis erlebe ich als Lehrerin auch oft ;-)
    Für die Kinder ist der Znüni jedoch vor allem in den Unterstufenklassen etwas ganz Wichtiges. Er ist nicht nur da, um den Hunger zu stillen, es ist auch der Gruss vom Mami oder Papi! :-)
    Von meinen Kindern ist erst jemand im Kindergarten und mir macht das Znüni bereitmachen noch Spass ;-)

  6. Haha sehr amüsant geschrieben!!!! Witzigwitzig!bei uns fängt das in der spielgruppe schon an.da steht eigentlich klipp und klar was man darf (darvida und so) und nicht darf (chips und eben die milchschnitte Gel;-) ) aber dann muss ich hören von meinem 3 jährigen “Mami,der Michael hat immer so feine röhrli-trinken dabei”….. Jajaaaaa schon gut.

  7. Ja, das war / ist oft ein Problem, das geb ich zu. Auch das andere Kinder in der Klasse Geburtstag haben und was mitbringen, kenn ich. Aber ich mache auch nicht sooo viel Aufwand für das Pausenbrot. Meistens ist es Vollkornbrot mit magerer Wurst und fertig. Oder einfach Knäckebrot, weil meine Tochter das schrecklich gern (so wie wir alle) trocken isst. Manchmal möchte sie auch Obst, z.B Kiwi, Banane oder einen Apfel. Das wird dann je nachdem geschält und geschnitten und in die Brotdose gepackt. Für grössere Teile haben wir sogar ne grössere Box. Und von dem Obst kommt selten was zurück. Ich kann nicht sagen, das ich mich schuldig fühle. Auch wenn morgens dafür die Zeit für die Tasse Kaffee flöten geht, hol ich das halt später nach. Ich bin zufrieden mit dem, was sie in der Schule isst, das war zu meiner eigenen Schulzeit ungesünder.

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